Ulrike Ziegler, M.A. (Marburg)
Inszenierte Mythen und Legenden –
Das San Juan-Fest in Natagaima, Tolima
Donnerstag, 20. Januar 2000, 18.15 Uhr,
Hörsaal Hs 15 (Forum 4)
Die in der Theaterethnologie und performativen Ethnologie formulierte Nähe von Ritual und Theater führt zur Betrachtung des Festes im allgemeinen als Inszenierung. Dieser Beitrag behandelt das San Juan-Fest als Inszenierungskunst. San Juan ist das wichtigste regionale Fest in der kolumbianischen Provinz Tolima und wird Ende Juni über vier Tage gefeiert. Europäischen Ursprungs in der Sommersonnenwende und amerindischer Herkunft als Erntefest, transportiert dieses Fest eine Mischung von Traditionen, wie sie heute in Natagaima, Tolima, zu finden sind. Das Fest inszeniert die kulturellen Quellen des Ortes. Die Masken der Umzüge setzen indianische Vorstellungen in Szene und fokussieren einen Aspekt des Festes: die Wildheit. Der Akzent verschiebt sich daher von der üblichen Interpretation San Juans als Überschneidung von europäischer Sommersonnenwende und indianischen Erntefeiern zur indianischen Bedeutung von Wildheit im kosmologischen Kontext.
Ulrike Ziegler, M.A.,
geb. 1967, Studium der Völkerkunde, Soziologie und vergleichenden
Religionswissenschaften in München und Marburg. 1994–1999 wiss. Mitarbeiterin
der Völkerkunde in Marburg. Promoviert über Trickster und Ritual-Clowns
unter theaterethnologischen Perspektiven im indianischen Lateinamerika,
mehrere Forschungsaufenthalte in Kolumbien.
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Klaus Pörtl (Mainz)
Venezolanische oder lateinamerikanische
Identität im zeitgenössischen Theater Lateinamerikas
Donnerstag, 10. Februar 2000, 18.15 Uhr,
Hörsaal Hs 15 (Forum 4)
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