Standpunkte - Künstlerinnen stellen ihre
Arbeit vor.
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Eine Veranstaltungsreihe der AG Frauenförderung
am Fb. 24 Bildende Kunst der Johannes Gutenberg
Universität Mainz
Programm im WS 1999/200
Sehr geehrte Damen und Herren,
die in unserem Fachbereich bereits sehr
erfolgreich begonnene Vortragsreihe "Standpunkte-Künstlerinnen stellen
ihre Arbeit vor" wird im Wintersemester 1999/2000 mit neuen Referentinnen
fortgesetzt.
Folgende Künstlerinnen, deren Arbeit
stark konzeptuell ausgerichtet ist, wurden dieses Semester eingeladen:
12. 11. |
Maria Eichhorn,
Berlin
17.00 Uhr, Seminarraum II |
18. 11. |
Veronika Kellndorfer,
Berlin
17.00 Uhr, Seminarraum II |
02. 12. |
Tamara Grcic, Frankfurt/Main
15.00 Uhr Seminarraum II |
16. 12. |
Judith Siegmund,
Berlin
16.00 Uhr, Seminarraum II |
13. 01. |
Leni Hoffmann,
Nürnberg (angefragt)
16.00 Uhr, Seminarraum II |
20. 01. |
Phyllis Kiehl, Offenbach
16.00 Uhr, Seminarraum II |
Zusätzlich wird Frau Dr. Anne Marie
Freybourg, über das Berliner
Goldrausch Künstlerinnenprojekt sprechen
Die in Berlin lebende
Künstlerin Maria Eichhorn (geb. 1962) formuliert
mit ihrer Arbeit einen Diskurs über
Wahrnehmung. Dabei werden der
Kontext, die jeweilige spezifische Topografie
eines Ortes, die
Bedingungen der Architektur oder der soziale
Umraum als Bedeutungsrahmen
in die Arbeit mit einbezogen. Maria Eichhorn
ist durch zahlreiche
Ausstellungen und Projekte seit den späten
80er Jahren im In-und Ausland
bekannt geworden, u.a. "Wand ohne Bild"
(Metopolis, Berlin 1991),
"Kinderwerkstatt" (Künstlerhaus Stuttgart
1992), "72 Bilder" ( Der
zerbrochene Spiegel, Wien, Hamburg 1993),
"Erwerb des Grundstückes Ecke
Tibusstraße/Breul" (Skulptur. Projekte
in Münster, Münster 1997)
(aus einer Pressemitteilung des Sprengel
Museum Hannover anläßlich der
"Intervention 16" von Maria Eichhorn,
April-Juli 1999)
Transparenz und visuelle Mehrdeutigkeit
charakterisieren die Arbeiten
von Veronika Kellndorfer. Ausgehend
von Alltagsarchitektur schafft die
in Berlin lebende Künstlerin (geb.
1962) Raumsituationen der
Überlagerung von innen und außen,
der Durchlässigkeit von Kunstraum und
öffentlichen Raum. Die künstlerischen
Eingriffe Veronika Kellndorfers
zielen auf immer neue Blickbeziehungen
und stellen in der Präzision
ihrer skulpturalen Entscheidungen allzu
selbstverständliche Raum- und
Architekturerfahrung radikal in Frage
gestellt. (Uwe Fleckner in nbk
3/98)
Tamara Grcic (geb. 1964) ist eine
Malerin mit den Materialien des
Alltags: Früchte, Gemüse, Kleidungsstücke
und Behältnisse, wie sie in
jedem Haushalt zuhanden sind, bilden die
Palette, aus denen die in
Frankfurt und New York lebende und arbeitende
Künstlerin ebenso präzise
wie komplexe Bildsituationen schafft.
Was in diesen Bildern - Rauminstallationen,
Filmen und Fotografien - zum
Ausdruck kommt, ist nicht zuletzt eine
minutöse Beobachtungsgabe für die
Korrespondenzen zwischen der Natur der
Dinge und ihrer Zurichtung durch
den Menschen, der selbst nichts anderes
ist als zugerichtete Natur -
doch diese Natur am ehesten dann erfahren
kann, wenn er Momente ihrer
ursprünglichen Wildheit in sich selbst
erkennt. (vgl. Verena Kuni im
Kunst-Bulletin, Nr. 6/1998)
Je nach Fragestellung und Thema verwendet
Judith Siegmund (geb. 1965)
heute Texte und Schriften, Fotografien,
Dia- und Videoproduktion,
Scherenschnitte und Methoden der Installation.
Immer geht es bei ihren
Arbeiten um konkrete Fragen, die unterschiedliche
Erkenntnisbereiche
betreffen, so etwa soziologische Fragen
("Pionier des Tourismus",
Art-Acker Berlin, 1996), philosophische
Aspekte ("Kant und Kunst",
Institut für Philosophie der FU Berlin
1996), oder das Thema der
Alltagssprache ("soziale Geräusche"
Stuttgart 1994, Plüschow 1995)
Judith Siegmund greift mit solchen Arbeiten
und Untersuchungen auf
konstruktive Weise und mit den Mitteln
der Ästhetik in Bereiche ein, die
der Kunst ursprünglich verschlossen
waren, um neue neue und andere
Erkenntnis- und Kommunikationsformen zu
installieren. Ziel ihrer Arbeit
ist dabei eine Verrückung von scheinbar
selbstverständlichen Sichtweisen
und die Infragestellung unhinterfragter
Expertendomänen.
(Dr. Peter Funken, Berlin)
"Architektur", das ist ein verformbarer
Werkstoff in den Händen Leni
Hoffmanns, fast wie die für
ihr Schaffen zum Markenzeichen gewordene
"Knete". Mit der Plastilinmasse baut die
1962 in Bad Pyrmont geborene
Künstlerin die gastgebende Architektur
um. Ihre leuchtenden Wandarbeiten
überführen die Zweidimensionalität
des Wandbildes in die
Dreidimensionalität der plastischen
Form. Die von Hand applizierte
Knetmasse erweitert die Flächigkeit
der Malerei zu reliefartigen
Strukturen von außerordentlichen
malerischen und taktilen Qualitäten. In
ihren raumgreifenden Strukturen bewegt
sich der Ausstellungsbesucher als
aktiver Mitgestalter, er wird gleichsam
zum "Cooparbeiter" im
künstlerischen Werk. Damit erschließt
Leni Hoffmanns Schaffen bei allem
Reichtum visueller Erscheinungen eine
konzeptuelle Dimension, die
tradierte Vorstellungen von Handwerk,
Original und Schöpfer neu bestimmt
und die Möglichkeiten und Bedingungen
von Kunst im Werk mitreflektiert.
(Aus einer Pressemitteilung des Kunstvereins
St. Gallen 1999)
Phyllis Kiehl (geb. 1966) ist Zeichnerin
und Schriftstellerin, die in
beiden Medien eigenwillige Narrationen
und Bilder intimer Phantasien
entwickelt, die sich nicht selten durch
einen spröden, surrealen Humor
auszeichnen. "(...) sie müssen mit
dem notwendigsten rechnen. die not
ist wendig und kann sich ihren bewegungen
immer schön anpassen. was
immer noch besser ist, als sich nicht
zu bewegen, und die not plaziert
sich schnurrend auf ihren schultern. sie
stellen weich gepolsterte
körbchen auf, in jedem zimmer eins
("schau doch mal, was für ein gutes
plätzchen"), sie verabschieden sich
vorzeitig aus einer freundlichen
runde, um nach hause zu gehen und die
notwendigkeit zu füttern, umsonst.
(...)" (aus: "Schnurr", Phyllis Kiehl
1999). Ihrer Arbeitsweise
entsprechend wird Phyllis Kiehl eine "Lesung
mit Sprechstunde" anbieten.
Strategien der Professionalisierung
Dr. Anne Marie Freybourg spricht
über das Berliner Goldrausch
Künstlerinnenprojekt
Die Arbeiten von Bildenden Künstlerinnen
sind heute selbstverständlicher
und innovativer Bestandteil des Kunstgeschehens.
Gleichwohl stehen die
Künstlerinnen immer noch vor der
schwierigen Aufgabe, eine adäquate
Öffentlichkeit zu finden. Auch hohe
künstlericshe Qualität findet nicht
von selbst Resonanz und Anerkennung. Daher
muß die Künstlerin als
Managerin und Vermittlerin Ihrer künstlerischen
Praxis agieren Der
Schritt vom Atelier zur Ausstellung oder
von der Projektidee zur
Realisierung erfordert eine Vielzahl kunstferner
Fähigkeiten. Wenn die
Künstlerin ihre eigenen Belange vertritt
ist sie zudem mit den
unübersichtlichen Stukturen der Kunstöffentlichkeit
konfrontiert. Diese
ist darüberhinaus noch immer von
Männern dominiert.
Um es Künstlerinnen zu ermöglichen,
die eigene berufliche Praxis
erfolgreich zu orgenisieren, bietet das
Goldrausch Künstlerinnenprojekt
ein Professionalisierungsprogramm an.
Ziel des einjährigen Kurses ist
es, die Teilnehmerinnen in eigener Sach
handlungsfähig zu machen. Das
Kursprogramm offeriert pragmatische Instrumente
und Strategien zur
Entwicklung eines individuellen beruflichen
Managements.
Konzept und Organisation: Verena Kuni
und Barbara Wille (wiss. bzw.
künstl. Mitarbeiterinnen am Fb.
24) / AG Frauenförderung am Fb. 24
Bildende Kunst der Johannes Gutenberg-Universität
Mainz