Prof. Alfred Kröner, Ph.D. (Mainz)
Die Lebenszeit von Super-Kontinenten
Dienstag, 2. November 1999, 18.15 Uhr
Hörsaal N 2 (Muschel)
Superkontinente sind Kontinent-Aggregationen,
bei denen nahezu die gesamte Masse der kontinentalen Kruste der Erde in
einem riesigen Kontinent vereinigt ist. Es hat im Laufe der Erdgeschichte
wiederholt solche Superkontinente gegeben. Der bekannteste ist wohl der
von Alfred Wegener rekonstruierte Superkontinent Gondwana, der von ca.
550 Millionen Jahren (MJ) bis ca. 350 MJ bestand und anschließend
mit Nordamerika zu dem noch größeren Superkontinent Pangäa
zusammenwuchs, der vor ca. 180 Millionen Jahren zerbrach und aus dem die
jetzigen Kontinente hervorgegangen sind. Die Rekonstruktion von Superkontinenten
vor Gondwana, also im Präkambrium vor mehr als 550 MJ, ist sehr spekulativ,
da mit Älterwerden der Gesteine viele Charakteristika der ursprünglichen
Gesteinsbildung verloren gehen und damit die Merkmale der Kontinent-Aggregation
nur noch unvollständig vorhanden sind. Es soll nach ne! uen Vorstellungen
in der Zeit von ca. 1100 MJ bis ca. 750 MJ den Superkontinent Rodinia gegeben
haben, in dessen Kern Nordamerika und Australien lagen, dessen genaue Konfiguration
jedoch umstritten ist. Vorstellungen von noch älteren Superkontinenten
gehen bis in das frühe Proterozoikum vor ca. 2400 MJ zurück,
sind aber mit heutigen Methoden der Forschung nicht überzeugend zu
belegen. Die Lebensdauer von Superkontinenten liegt in der Größenordnung
von mehreren 100 MJ, und das Zerbrechen solcher riesiger Kontinentalplatten
ist wohl die Folge eines "Wärmestaus" im oberen Mantel der Erde, denn
Superkontinente erschweren den Wärmetransport aus dem Inneren der
Erde an die Oberfläche. Zur Rekonstruktion von Superkontinenten bedient
man sich der Methoden der Paläomagnetik, d.h. der Rekonstruktion des
Magnetfeldes der Erde in der Vergangen heit, der Geochronologie, d.h. der
absoluten Zeitmessung an Mineralen, und der Tektonik, d.h. der durch Kontinentalbewegungen
veränderten Lage von Gesteinen.
Prof. Alfred Kröner ist
seit 1977 Professor für Allgemeine und Regionale Geologie an der Universität
Mainz. Er studierte an den Universitäten Clausthal-Zellerfeld, Wien
und München und promovierte 1968 an der Universität Kapstadt,
Südafrika. Von 1969 bis 1977 arbeitete er in verschiedenen Forschungsprojekten
an der Universität Kapstadt, und nach seiner Rückkehr nach Deutschland
dehnte er seine Forschungen zur Entwicklung der kontinentalen Kruste in
Zusammenarbeit mit Fachkollegen aus dem In- und Ausland und mit Studenten
auf mehrere Kontinente aus. Sein Hauptinteresse gilt der Frühgeschichte
der Erde.
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Norbert Schmidt-Kittler (Mainz)
Tempowechsel in der Evolution der Organismen
Dienstag, 9. November 1999, 18.15 Uhr,
N 2 (Muschel)
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