Im Rahmen des Themenschwerpunktes
Massenkultur – Lebensform der Gegenwart?
lädt das Studium generale zu folgendem Vortrag ein:
 

Prof. Dr. Louis Bosshart (Fribourg)
Massenkultur, Medienkultur, Populärkultur
Dienstag, 8. Februar 2000, 18.15 Uhr,
Hörsaal N 3 (Muschel)
 

Das Phänomen "Massenkultur" wurde akut, als "die Massen" an der Mitverantwortung für den Staat und die Gesellschaft mitbeteiligt wurden. Diesem Prozeß waren entscheidende Entwicklungen im Bereich der Urbanisierung, Industrialisierung, Technisierung, Bürokratisierung und Alphabetisierung sowie die Entstehung von Freizeit vorausgegangen. "Massenkultur" wurde von allem Anfang an kultur-kritisch begleitet.

Eine weitere Entwicklung betraf die Produktion und die Verbreitung von massen-kulturellen Artefakten. Es entstand die Massenpresse und mit ihr zusammen die Integration von Werbung in die Massenkommunikation. In der "Medienkultur" wurden und werden potente Diffusionskanäle mit Werbung geschmiert. Nach Habermas findet dabei ein Strukturwandel von einem kulturräsonierenden zu einem kulturkonsumierenden Publikum, ein Wechsel von der Information zur Unterhaltung statt.

In der "Populärkultur" wird Kultur als "Lebensweise", und zwar als solche der Mehrheit in industrialisierten Gesellschaften verstanden. In diesem Kontext wird Journalismus gesamthaft zu einer "Populärkultur". Diese siedelt sich an im Beziehungsfeld von Massenmedien, Politik, Wirtschaft, Kunst, Konsum, Unterhaltung und Vergnügen. Nach Luhmann werden Medien aufgrund ihrer Kommerzialisierung zwangsweise popularisiert. Der Primat von Unterhaltung über Information wird nachhaltig etabliert. Die Gesetze des Marktes verlangen eine unerbittliche Orientierung am Publikum, das mit einer ausgesprochenen Unterhaltungsorientierung und hoher Konsumbereitschaft die medialen Angebote bestimmt. Diese werden als Infotainment einfach, spielerisch, emotional und erlebnishaft aufgearbeitet. Frage: Hat die McDonaldisierung der Medien bereits zu einem McJournalismus geführt?
 

Prof. Dr. Louis Bosshart: Studium in Fribourg, Freiburg und Berlin (FU), Weiterbildung in Leicester (GB) und Stanford (USA). Lehre an den Universitäten von Zürich, St. Gallen (HSG), München (LMU), Klagenfurt und Lugano. "Distinguished Radford Professor of Journalism" (Baylor University, Texas), "Visiting Professor" (Stanford University). Zur Zeit Direktor und Professor am Institut für Journalistik und Kommunikationswissen-schaft der Universität Freiburg — Fribourg (Schweiz).
 

Publikationen:
Medienlust und Mediennutz. Unterhaltung als öffentliche Kommunikation, München 1994 (zus. mit W. Hoffmann-Riem); Populärkultur in der Informations-Gesellschaft, Konstanz 1998; Stimulierung und Entlastung durch Medien-Kulturkommunikation (Publizistik Sonderheft 1998); Unterhaltung online, Konstanz 1998; L'amour cathodique, Berne — Lausanne 1998; Media — Entertainment, St. Louis (USA).
 

Nächste Veranstaltung in dieser Reihe:
Die Talkshow — das Ende der Gesprächskultur?
Freitag, 11. Februar 2000, 10.00—16.00 Uhr, Atrium maximum (Alte Mensa)


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