Im Rahmen des Themenschwerpunktes
Massenkultur – Lebensform der Gegenwart?
lädt das Studium generale zu folgendem Vortrag ein:
 

Prof. Dr. Hans Jürgen Krysmanski (Münster)
Von der massenkulturellen Kompetenz der Amerikaner
Dienstag, 18. Januar 2000, 18.15 Uhr,
Hörsaal N 3 (Muschel)
 

Massenkultur, globale Kultur und amerikanische (Konsum)Kultur werden oft synonym gebraucht – nicht ganz zu unrecht. Vier Aspekte sollen hervorgehoben werden:

Beginnt eine neue Welt-Epoche, ein Zeitalter Amerikas, die Postmoderne?

Die Jahrtausendwende hat die geschichtsphilosophische Phantasie angeregt. Es werden einige Positionen vorgestellt – darunter die des deutsch-amerikanischen Philosophen Gotthard Günther –, die sich mit den kulturellen Implikationen der informationstechnologischen Revolution unter dem ‚neuen Himmel‘ und auf der ‚neuen Erde‘ Amerikas beschäftigen.

Von der massenkulturellen Kompetenz der amerikanischen Intellektuellen

‚Knowledge worker‘ nehmen in der künftigen Arbeitswelt eine zentrale Stellung ein, sie sind die Werktätigen der Kultur- und Wissensindustrie, die einen immer höheren Anteil der allgemeinen wirtschaftlichen Wertschöpfung stellt. ‚Massenkulturelle Kompetenz‘ wird hier zu einer Überlebensfrage im globalen Wettbewerb. Wie gut sind – etwa im Vergleich zur Bundesrepublik – die amerikanischen Intellektuellen und Wissenschaftler auf diese Entwicklung eingestellt?

Von der massenkulturellen Kompetenz der amerikanischen Milliardäre

Die Entstehung einer Massenkultur hängt untrennbar mit den Eliten der Moderne und nun auch der Postmoderne zusammen. Schon früh wurden einige der größten Vermögen in Amerika auf dem Zeitungsmarkt und später im Film-, Radio- und Fernsehgeschäft gemacht. Inzwischen ist durch die neuen Eliten, zu denen auch Bill Gates gehört, eine enge Verknüpfung zwischen traditionellen Wirtschaftszweigen, der Medienindustrie und der Finanzwelt hergestellt worden. Und über die Massenkultur läuft heute die ‚Kontextsteuerung‘ des ökonomischen Globalisierungsprozesses.

Massenkultur und Amerikas globale Herrschaftsrolle

Auch Politik, und gerade auch die globale Politik Amerikas, ist heute ohne massenkulturelle Flankierung gar nicht mehr denkbar. Man muß nicht nur an die Unterwanderung der europäischen Nachkriegs-Kultur durch die CIA erinnern, auf die jüngst die britische Literaturwissenschaftlerin France Stonor Saunders ("Who Paid the Piper?") hingewiesen hat. Massenkultur ist heute in einem nie dagewesenen Ausmaß ein Transportmedium für höchst konkrete politische Botschaften – und z. B. ein wichtiges Steuerungsmedium für die Transformationsprozesse in den ehemaligen GUS-Staaten.
 

Prof. Dr. Hans Jürgen Krysmanski ist Professor für Soziologie an der Universität Münster. Er ist Leiter eines Forschungsprojekts der Europäischen Kommission ‚European Popular Science Information Project‘.
 

Publikationen zur Literatur- und Kunstsoziologie, Konflikt- und Friedensforschung, Gesellschaftsstruktur, allgemeinen Theorie und zu den neuen Medien; Autor zahlreicher TV-Dokumentationen (NDR, Spiegel TV).
 

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Louis Bosshart (Fribourg)
Massenkultur, Medienkultur, Populärkultur
Dienstag, 8. Februar 2000, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)


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