Im Rahmen des Themenschwerpunktes
Individuum und Gesellschaft
lädt das Studium generale zu folgender Veranstaltung ein:
Prof. Dr. Gerald Hüther (Göttingen)
Die Bedeutung emotionaler Geborgenheit
für die Entwicklung des kindlichen
Gehirns
(mit Lichtbildern)
Mittwoch, 23. Mai 2001, 17.15 Uhr
Hörsaal N 3 (Muschel)
Jedes Kind ist einzigartig und verfügt über einzigartige Potenzen zur Ausbildung eines komplexen, vielfach vernetzten und zeitlebens lernfähigen Gehirns. Ob und wie es ihm gelingt, diese Anlagen zu entfalten, hängt ganz wesentlich von den Entwicklungsbedingungen ab, die es vorfindet und von den Erfahrungen, die es während der Phase seiner Hirnreifung machen kann. Jedes Kind braucht ein möglichst breites Spektrum unterschiedlichster Herausforderungen, um die in seinem Gehirn angelegten Verschaltungen auszubauen, weiter-zuentwickeln und zu festigen. Und jedes Kind braucht das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, um neue Situationen und Erlebnisse nicht als Bedrohungen, sondern als Herausforderungen bewerten zu können. Beides gibt es nur in der intensiven Beziehung zu anderen Menschen, und es sind die frühen, in diesen Beziehungen gemachten und im kindlichen Hirn verankerten psychosozialen Erfahrungen, die seine weitere Entwicklung bestimmen und sein Fühlen, Denken und Handeln fortan lenken. Die gegenwärtigen gesellschaftlichen Verhältnisse machen es vielen Kindern schwer, sich das anzueignen, was sie mehr als alles andere in ihrem späteren Leben brauchen: Eine eigene innere Orientierung und psychosoziale Kompetenz als Grundvoraussetzung, um gemeinsam mit anderen Menschen nach tragfähigen Lösungen suchen und Verantwortung für sich und andere übernehmen zu können.
Prof. Dr. rer. nat. Dr. med. habil. Gerald Hüther, geb. 1951, ist Professor für Neurobiologie an der Psychiatrischen Klinik der Universität Göttingen. Zuvor – am Max-Planck-Institut für experimentelle Medizin – hat er sich mit Hirnentwicklungsstörungen und mit der langfristigen Modulation monoaminerger Systeme beschäftigt; als Heisenbergstipendiat hat er ein Labor für neurobiologische Grundlagenforschung aufgebaut.
Publikationen des Referenten zum Thema:
Biologie der Angst. Vandenhoeck & Ruprecht,
Göttingen 1997. –
Wie aus Stress Gefühle werden. Vandenhoeck
& Ruprecht, Göttingen 1998. –
Die Evolution der Liebe. Vandenhoeck &
Ruprecht, Göttingen 1999. –
Bedienungsanleitung für ein menschliches
Gehirn. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001.
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Malte Faber (Heidelberg)
Zurück zu Aristoteles? Wirtschaft
und Philosophie
Mittwoch, 30. Mai, 17.15 Uhr, N 3 (Muschel)
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