und das Studium generale
laden zu folgendem Vortrag ein:
Dr. Alida Bremer (Münster/Gießen)
Vom Vater der Familie zum
Vater der Nation oder
Ist der politische Nationalismus
auf dem Balkan männlich?
Dienstag, 11. Juni 2002, 19.00 Uhr,
Hörsaal P 104 (Philosophicum)
Das Männerbild in den heutigen Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawiens hat einige kleine Risse bekommen: Slobodan Miloševic sitzt im Gefängnis, an Franjo Tudman erinnert sich kaum noch jemand, und vor einigen Jahren schrieb ein junger Autor den ersten kroatischen Bestseller nach dem Krieg unter dem Titel Was ist ein Mann ohne Schnurrbart, einen sehr komischen Roman, in dem die traditionelle Männerrolle verspottet wird. Doch die kleinen Risse machen das Bild nicht weniger aufschlussreich, vor allem wenn wir uns nach der politischen Tragweite der Geschlechterkonstruktion fragen.
Es waren vor allem der Anthropologe Ivan Colovic, die Ethnologin Dunja Rihtman-Auguštin, der Historiker Ivo Zanic sowie viele Forscherinnen aus dem Bereich der gender studies, welche die von Männerbildern geprägte Kultur auf dem Balkan in ihrer historischen und aktuell-politischen Dimension untersucht haben. Der Nationalismus zeigt sich als ein Phänomen, das nicht gesondert von dem patriarchalischen Weltbild erforscht werden kann.
In dem Vortrag werden die Männerrollen anhand von Beispielen aus Literatur, Folklore, Film, Geschichte und aktuellen Ereignissen untersucht und ihre Bedeutung für die Entwicklung südslavischer nationalistischer Ideologien hervorgehoben.
Alida Bremer, Dr. phil.
Geb. 1959 in Split/Kroatien. Studium der
Vergleichenden Literaturwissenschaft, Romanistik, Slavistik und Germanistik
in Belgrad, Rom, Münster und Saarbrücken. Zur Zeit Lektorin für die
kroatische und serbische Sprache und Literatur an der Justus-Liebig-Universität
in Gießen.
Arbeitsschwerpunkte: Erzählforschung,
Frauen- und Geschlechterforschung, Literaturen der Südslaven, Zerfall
Jugoslawiens.
Publikationen (Auswahl):
Fragen oder Anregungen? | Zurück zur Übersicht "Einzelveranstaltungen" |