Der Interdisziplinäre Arbeitskreis für Drama und Theater

und das Studium generale

laden im Rahmen der Ringvorlesung

Don Juan – Don Giovanni – Don Juan

Europäische Deutungen einer theatralen Figur

zu folgendem Vortrag ein:
 
Prof. Dr. Sabine Henze-Döhring
(Musikwissenschaftliches Institut, Universität Marburg)

»Viva la libertà« –
Zur Bedeutung der Festszene
in Mozarts »Don Giovanni«

Montag, 17. Juni 2002, 16.15 Uhr
Hörsaal P 2 (Philosophicum)

Das Finale des ersten Aktes aus Mozarts »Don Giovanni« gilt zu Recht als frühes Beispiel einer modernen Ensemblekunst, insofern die Illusion hervorgerufen wird, als vollziehe sich in seinem Rahmen ein »tatsächliches« Fest. Als Höhepunkt gilt zumal die Tanzszene mit der Kombination von Menuett, Kontratanz und »Deutschem«. Hier wird nicht nur das Fest gestört, sondern zugleich die Brüchigkeit der sozialen Ordnung auch und vor allem im Medium der Musik offenbar. Doch nicht nur die Tanzszene wird unter dem Aspekt »Gesellschaftsordnung« gesehen, auch Don Giovanni, der Libertin, gilt als Vertreter nicht nur einer
individuellen Lebenshaltung, sondern auch eines sozialen Prinzips. Hier wird gemeinhin an die Phrase »Viva la libertà« gedacht, die unmittelbar vor der Tanzszene erklingt und als Chiffre nicht nur der individuellen Freiheit oder – wie es der Kontext nahe legt – Maskenfreiheit, sondern als Forderung nach politischer Freiheit gedeutet wird. Es wird versucht, die Stellung der Festszene im musikdramaturgischen Kontext zu betrachten, wobei besonderes Gewicht auf den Freiheitsaspekt gelegt werden wird.

Prof. Dr. Sabine Henze-Döhring, geboren 1953 in Höxter. Studium der Germanistik, Geschichte und Musikwissen­schaft in Mar­burg. 1977 Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien, 1981 Promotion in Musikwissenschaft zu Mozarts »Don Giovanni« und die italienische Oper des 18. Jahrhunderts. 1982 bis 1985
Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Musikgeschichtlichen Abteilung des Deutschen Historischen Instituts in Rom, 1986 bis 1990 Lehrbeauftragte an den Universitäten Bayreuth und Bamberg. Nach der Habilitation 1991 mit einer Schrift zu Gattungstraditionen der italienischen und deutschen Oper in der ersten Hälfte
des 19. Jahrhunderts seit 1992 Professorin für Musikwissenschaft an der Universität Marburg. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Operngeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts.

Neuere Buchpublikationen:
Oper und Musikdrama im 19. Jahrhundert, Laaber 1997 (zusammen mit Sieghart Döhring); Herausgeberin von Giacomo Meyerbeer. Briefwechsel und Tagebücher, Bd. 5, Berlin 1998, Bd. 6 (erscheint Dez. 2001), Bd. 7 und 8 (in Vorbereitung).

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Klaus Ley (Romanisches Seminar, Universität Mainz)
Zwischen Molière und Mozart: Goldonis »Don Giovanni Tenorio o sia il Dissoluto«
Montag, 24. Juni 2002, 16.15 Uhr, P 2 (Philosophicum)
 
 
 
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