Im Rahmen des Themenschwerpunktes
DIE RÖMER UND IHR ERBE
FORTSCHRITT DURCH INNOVATION UND INTEGRATION
lädt das Studium generale zu folgendem Vortrag ein:
Prof. Dr. Franz J. Felten (Mainz)
Rom als Legitimationsmythos
Dienstag, 24. Juni 2003, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)
Im Vortrag geht es nicht um Rom als Sitz des Hl. Petrus und seiner Nachfolger,
der Päpste und den daraus folgenden Ansprüchen, sondern um die gezielte
Erinnerung an das säkulare Rom, die Stadt und das Reich der Römer,
beschränkt auf die Epoche des Mittelalters - also ohne Französische
Revolution und italienischen Faschismus z. B. Schon vor dem sog. Ende des Römischen
Reiches (im Westen), vor allem aber danach berief man sich auf Autorität
und Ansehen des antiken Rom, um die eigene Macht zu legitimieren, Ansprüche
zu begründen, Ansehen durch historische Ableitung von großen Ahnen,
Reich oder Stadt Rom bzw. den Römern zu mehren.
Das bekannteste Beispiel ist sicher die Theorie von der Translatio Imperii,
der Übertragung des Weltreiches von den Römern auf die Franken. Sie
behauptet vor dem Hintergrund der Abfolge der vier Weltreiche nach der Traumdeutung
des Propheten Daniel, den Fortbestand des Reiches des Imperium Romanum und begründet,
seit dem Hochmittelalter, den Anspruch des Papsttums auf die Vergabe der Kaiserkrone
an den deutschen "König der Römer". Daneben
berufen sich Städte auf römische Gründung, wie z. B. Mainz -
Trier freilich erhebt den Anspruch, viel älter zu sein. Die legitimierende
Erinnerung wählt aus und konstruiert eine Vergangenheit nach den
Bedürfnissen der jeweiligen Gegenwart.
Franz J. Felten, geb. 1946, Studium in Saarbrücken und Paris, Staatsexamen
für das Lehramt an Gymnasien (Französisch und Geschichte) zweites
Staatsexamen und Promotion 1977 in Saarbrücken. Wiss. Mitarbeiter, Assistent
und Hochschulassistent an den Universitäten Saarbrücken und Freie
Universität Berlin. Nach der Habilitation an der FU Berlin 1990, Lehre
bzw. Professuren an den Universitäten Essen, FU Berlin, Dresden, Halle-Wittenberg
und seit SS 1997 in Mainz.
Wichtigste/neuere Publikationen des Referenten: Äbte und Laienäbte
im Frankenreich. Studien zum Verhältnis von Staat und Kirche im früheren
Mittelalter (Stuttgart 1980). - Norbert von Xanten. Vom Wanderprediger zum Kirchenfürsten,
in: Norbert von Xanten. Adliger, Ordensstifter, Kirchenfürst, hg. von Kaspar
Elm, Köln 1984, S. 69-157; Herrschaft des Abtes, in: Herrschaft und Kirche.
Beiträge zur Entstehung und Wirkungsweise episkopaler und monastischer
Organisationsformen, hg. von Friedrich Prinz (= Monographien zur Geschichte
des Mittelalters 33), Stuttgart 1988, S. 147-296. - Frauenklöster und -stifte
im Rheinland im 12. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Geschichte der Frauen in der
religiösen Bewegung des hohen Mittelalters, in: Reformidee und Reformpolitik
im spätsalisch-frühstaufischen Reich, hg. von Stefan Weinfurter, (=
Quellen und Abhandlungen zur Mittelrheinischen Kirchengeschichte 68) Trier 1992,
S. 189-300. - Konzilsakten als Quelle für die Gesellschaftsgeschichte des
9. Jhs., in: Herrschaft, Kirche, Kultur. Beiträge zur Geschichte des Mittelalters.
Festschrift für Friedrich Prinz zu seinem 65. Geburtstag. hg. von G. Jenal
unter Mitarbeit von S. Haarländer (= Monographien zur Geschichte des Mittelalters
37) Stuttgart 1993, S. 177-202. - Zum Problem der sozialen Zusammensetzung von
alten Benediktinerklöstern und Konventen der neuen religiösen Bewegung,
in: Hildegard von Bingen in ihrem historischen Umfeld. Internationaler Kongreß
zum 900jährigen Jubiläum, 13.-19. September 1998, Bingen am Rhein,
Hrsg. Alfred Haverkamp, Red. Alexander Reverchon, Mainz 2000, S.189-235. - Der
Zisterzienserorden und die Frauen, in: Weltverachtung und Dynamik, hg. von Harald
Schwillus und Andreas Hölscher (= Studien zu Geschichte, Kunst und Kultur
der Zisterzienser 10) Berlin 2000, S.34-135. - Päpstliche Personalpolitik?
Über Handlungsspielräume des Papstes in der ersten Hälfte des
14. Jahrhunderts, in: Historisches Jahrbuch 122, 2002, S. 43-86.
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
PD Dr. Lukas Clemens (Mainz/Trier):
Tempore Romanorum constructa - Zur Nutzung und Wahrnehmung antiker Überreste
nördlich der Alpen während des Mittelalters
Dienstag, 8. Juli 2003, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)
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