Im Rahmen des Themenschwerpunktes


DIE RÖMER UND IHR ERBE
FORTSCHRITT DURCH INNOVATION UND INTEGRATION


lädt das Studium generale zu folgendem Vortrag ein:


Prof. Dr. Detlev Kreikenbom (Mainz)


Lepcis Magna
Vermittlung römischer Kultur in Nordafrika


Dienstag, 27. Mai 2003, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)

Wenige Jahrzehnte vor der Zeitenwende richtete Rom im nordafrikanischen Raum eine neue provinziale Verwaltungsstruktur ein. Auf dem Territorium der Provinz befand sich als einer der wirtschaftlich bedeutendsten Orte Lepcis Magna, eine - im heutigen Staat Libyen gelegene - Hafenstadt, die damals bereits auf eine lange punische Tradition zurückblickte. Auch unter der römischen Ägide behielt sie für einen längeren Zeitraum noch einen autonomen Status. Ihr Stadtbild erfuhr allerdings rasch eine römische Prägung, wie die recht gut erhaltenen Bauten jetzt noch deutlich zu erkennen geben.
Lepcis Magna bietet somit besondere historische und materielle Voraussetzungen, um Phänomenen der "Romanisierung" in den Jahren um Christi Geburt nachzugehen. Dabei ist eine doppelte Perspektive zu berücksichtigen: Zum einen geht es um die Kulturvermittlung durch Rom und die Provinzialverwaltung, zum anderen um das Rezeptionsverhalten auf Seiten des, rechtlich gesehen, nichtrömischen Stadtstaats. Zu fragen ist nach Formen des Kontakts, nach Wegen mittelbarer oder direkter Einwirkung durch die Repräsentanten der römischen Macht, aber mehr noch nach den Motiven der örtlichen Akteure, nach ihrer Bereitschaft, von außen herangetragene Muster als Innovationen für die eigene Welt zu akzeptieren und in die Konstruktionen lokalgesellschaftlicher Identität einzubinden. Umgekehrt richtet sich das Augenmerk zugleich auf Bereiche möglicher Resistenz, die zumindest eine Verzögerung bei der Aufnahme römischer Muster bewirkten.
Detlev Kreikenbom, geb. 1951, in Kiel mit einer Arbeit über antike Kolossalporträts promoviert, an verschiedenen Museen tätig, seit der Habilitation in Gießen (1991/92) mit Lehrstuhlvertretungen und Gastprofessuren an der Humboldt-Universität zu Berlin, der Hochschule der Künste in Berlin sowie an den Universitäten Gießen und Köln betraut, danach Mitarbeiter auf einer DFG-Stelle und Arbeitsloser. 1998 Ruf an die Mainzer Universität als Professor der Klassischen Archäologie. Seit 1999 Teilprojektleiter im Mainzer SFB 295 (Kulturelle und sprachliche Kontakte) und in diesem Zusammenhang mit Lepcis Magna befasst.


Nächster Vortrag in dieser Reihe:

Prof. Dr. Peter Gröschler (Mainz)
Von kostbaren Bildern und wertvollen Handschriften -
Das Recht der Verarbeitung von der römischen Klassik bis zur Schuldrechtsmodernisierung

Dienstag, 3. Juni 2003, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)
(Gleichzeitig Antrittsvorlesung des Professors für Bürgerliches Recht, Römisches Recht und Privatrechtsgeschichte der Neuzeit)

 

 

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