Das Philosophische Seminar
und das Studium generale
laden zu folgendem Gastvortrag ein:
 
 
Prof. Dr. Pavo Barišic (Zagreb)
Philosophische Grundlagen der Menschenrechte
Montag, 10. Mai 1999, 16.15 Uhr
Hörsaal N 2 (Muschel)
 
 

In seinen Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte hat Hegel die großartige Wendung des Weltgeistes zur modernen Epoche als herrlichen Sonnenaufgang der Freiheit im Recht geschildert. Zweihundert Jahre später ist die Geschichte in Europa erneut in Bewegung und Unruhe geraten. Am Ausgang des 20. Jahrhunderts sind in Mittel- und Osteuropa auf den Trümmern eines Reiches mehr Staaten entstanden als im gesamten Jahrhundert zuvor. Das Prinzip der Freiheit bildet den Angelpunkt, um den sich diese politischen Umwälzungen drehen.
 

Heute ist der Glaube an die Menschenrechte längst zum allgemeinen Vorurteil des Zeitalters geworden, und man sucht den angemessen Weg, wie die Freiheit aus den abstrakten Prinzipien des Rechts abgeleitet und im staatlichen Leben Wirklichkeit werden kann. Besteht die Freiheit in der interpersonalen rechtlichen Substanz der Gesellschaft? Ist sie in den sittlichen Institutionen der Verfassung verborgen? Wie verlebendigt man ihren Geist aus den Buchstaben der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte? Auf welche Weise spiegelt sie sich im Ethos, in der Gesinnung der Staatsbürger, in ihren Sitten und Gebräuchen, Gesetzen und Einrichtungen, in ihrem Gerechtigkeits- und Pflichtbewußtsein wider? Ist es möglich, eine universale Freiheit der Menschenrechte in einer Verfassung a priori zu statuieren, oder hängt dies von der Entwicklung des Selbstbewußtseins und der Bildung eines Volkes ab? Welche Unterschiede gibt es nun zwischen einer europäischen, amerikanischen, afrikanischen oder islamischen Menschenrechtskonvention? Geht es letztlich nicht um die universale Geltung der Menschenrechte?
 
 
Prof. Dr. Pavo Barišic, geb. 1959, Studium der Rechtswissenschaft, Philosophie und Germanistik. Promotion an der Universität Augsburg. Seit 1991 Direktor des Instituts für Philosophie an der Universität Zagreb. 1993–1995 stellvertretender Leiter der Studia Croatica und Professor für Rechtsphilosophie und politische Philosophie. Seit 1994 Chefredakteur der Zeitschrift "Filozofska istraživanja” und deren internationaler Ausgabe “Synthesis philosophica”.
 
 
Publikationen des Referenten (Auswahl):

Dialektik der Sittlichkeit. Grundlegung der Rechtsphilosophie bei Hegel (1988). Welt und Ethos. Hegels Stellung zum Untergang des Abendlandes (1992). Philosophie des Rechts bei Ante Starcevi? (1996).

Obwohl sich die weltpolitische Konstellation seit dem Aufgang der modernen Freiheit im Begriff des Rechts verändert hat, geht es im wesentlichen um dasselbe Prinzip zu welchem der Gang der Weltgeschichte hingeführt hat - es geht um Am Mangel der Freiheit des Menschenrechts ist eine Ideologie, ein Modell des politischen Zusammenlebens, das die soziale und ökonomische Gleichheit proklamierte, gescheitert. Es ist wohl ein merkwürdiges Spiel der Geschichte, daß die neueste Umwälzung im Zeichen der Freiheit der Menschenrechte hauptsächlich jene acht Länder erfaßte – unter denen sich auch das ehemalige Jugoslawien befindet –, die sich bei der Abstimmung über die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte bei der Generalversammlung der Vereinten Nationen vor 50 Jahren enthielten.


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