Dr. Albert Dietl (Regensburg)
Vitruv in den Abruzzen?
Signier- und Werkpraxis in einer abruzzesischen
Kanzelwerkstatt des 12. Jahrhunderts
Mittwoch, 9. Juni 1999, 19.15 Uhr
Institut für Kunstgeschichte, Binger
Straße 26
In der semioralen Gesellschaft des Mittelalters
bilden Inschriften ein öffentlichkeitswirksames Medium der Selbstdarstellung,
auch der Künstler. Ein außergewöhnliches Beispiel für
den selbstverantworteten Umgang von Künstlern mit Inschriften bieten
die versifizierten Signaturen einer Bildhauerwerkstatt, die in dichter
Folge nach der Mitte des 12. Jahrhunderts Kanzeln und Ziborien an nordabruzzesische
Klöster lieferte. In ihren Signaturen wie in ihren Bildwerken folgt
die Werkstatt den gleichen technischen Bauprinzipien, die in der Eigentümlichkeit
des benutzten Werkstoffs begründet liegen. In dem einschlägigen
Vokabular der Inschriften spiegelt sich die Terminologie der technologischen
Fachliteratur der Antike.
Dr. Albert Dietl, Studium der Kunstgeschichte,
klassischen Archäologie und Philologie in München und Wien.1989–1991
Stipendiat der Max-Planck-Gesellschaft an der Bibliotheca Hertziana in
Rom. 1992 Promotion an der LMU München, danach Lehrtätigkeit
an den Universitäten Göttingen (1993), Basel (1993–1995) und
Regensburg (1995–1998), seit 1998 Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft
mit einem Projekt der katalogmäßigen Erfassung und Aufarbeitung
der italienischen Künstlerinschriften bis zur Mitte des Trecento.
Forschungsschwerpunkte: Früh- und hochmittelalterliche Buchmalerei
und Schatzkunst, profane Ikonographie des Mittelalters, italienische Skulptur
der Romanik, Künstlerinschriften.
Publikationen des Referenten zum Thema:
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