laden zu folgendem Gastvortrag ein:
Prof. Dr. Kazimierz Lankosz (Krakau)
Die Osterweiterung: ein europäischer
Einigungsprozeß
Reformchancen für die Europäische
Union
Donnerstag, 17. Juni 1999, 16.15 Uhr
Hörsaal RW 3 – Recht und Wirtschaft
Zehn Jahre nach der politischen Wende in Europa ist die Osterweiterung der Europäischen Union auf dem Weg zur Verwirklichung. Konkrete Verhandlungen zum Beitritt werden seit einigen Monaten mit fünf Staaten in Mittel-, Ost- und Südeuropa geführt.
Die Diskussion in Polen konzentriert sich größtenteils auf die Problematik von Kosten und politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Vorteilen einer künftigen Vollmitgliedschaft in der Europäischen Union. Auch in Deutschland und in anderen Staaten der Europäischen Union wird die Diskussion durch die Frage nach möglichen Kosten, aber auch durch die Vorteile einer EU-Osterweiterung geprägt.
Wenn überhaupt von einem Gewinn für die heutigen EU-Mitglieder gesprochen wird, wird er recht vage umschrieben und im sicherheitspolitischen Bereich angesiedelt. Die Osterweiterung bringt der Europäischen Union aber einen großen wirtschaftlichen Nutzen. Eine glaubwürdige Kalkulation der Kosten der Osterweiterung muß diese positiven wirtschaftlichen Effekte berücksichtigen. Konkrete Nutzeneffekte ergeben sich auch in der Sicherheitspolitik und nicht zuletzt im gesellschaftlichen und kulturellen Bereich.
Eine Reform der Institutionen und Prozeduren
der Europäischen Union ist auch ohne die Erweiterung notwendig, da
das bestehende System noch aus den Gründerzeiten des Europas der Sechs
stammt. Es ist bereits heute überlastet und nur mit Einschränkungen
effektiv. Eine grundlegende Reform der Institutionen durch die heutigen
Mitgliedsstaaten ohne Druck von außen ist unwahrscheinlich. Den entsprechenden
Druck für die notwendigen institutionellen Reformen kann die Osterweiterung
liefern. Denn im Unterschied zu den bisherigen Erweiterungen überschreitet
die Europäische Union mit der Osterweiterung kritische Grenzen ihrer
Handlungsfähigkeit und Regierbarkeit. Der bevorstehende Beitritt mittel-
und osteuropäischer Staaten ist somit die treibende Kraft der jahrzehntelang
verzögerten Reform der Institutionen und Verfahren der Europäischen
Union. Ohne eine Osterweiterung könnten die Europäische Union
und ihre Mitgliedsstaaten kaum die Kraft aufbringen, die vorhandenen institutionellen
und prozeduralen Defizite zu beseitigen.
Vorschläge und Kritik zu dieser Seite an Caroline Schertz | Übergeordnete Seite |