Die Südosteuropa-Gesellschaft, Zweigstelle Mainz,
und das Studium generale
laden zu folgendem Gastvortrag ein:

 
Prof. Dr. Ludwig Steindorff (Münster i.W.)
Der Kosovo-Krieg in zeitgeschichtlicher Perspektive
Mittwoch, 12. Mai 1999, 18.15 Uhr,
Hörsaal N 3 (Muschel)

 
Schon in einer Lageanalyse vom März 1998 ist die Vertreibung der Albaner aus dem Kosovo als worst case der denkbaren Szenarien aufgezählt. Die derzeitigen Vorgänge sind einerseits das Ergebnis einer Eskalation, deren Anfänge in den späten 80er Jahren liegen und die eng mit den anderen drei früheren Nachfolgekriegen 1991–95 verbunden ist. Andererseits ist das Ziel, das Kosovo ethnisch zu "säubern", seit Jahrzehnten vorgedacht.

Die Hoffnung, es werde nach dem Frieden von Dayton auch im Kosovo zu einer Entspannung kommen, hat sich nicht erfüllt; Ansätze eines Dialogs zwischen den gewaltfrei arbeitenden albanischen Parallelstrukturen um Rugova und der serbischen Führung blieben stecken. Stattdessen haben die Aktivitäten der seit Ende 1997 aktiven UCK der serbischen Führung den Vorwand geliefert, immer härter auch gegen die albanische Zivilbevölkerung vorzugehen.

Das trotz aller Ankündigung dann doch überraschend schnelle und entschlossene militärische Eingreifen der NATO war nicht nur die Reaktion auf das aktuelle Vorgehen der serbischen Armee- und Polizeikräfte im Kosovo; es ist zugleich die späte harte Gesamtantwort auf die Politik und Kriegsführung von Miloševi? seit 1989.

In dem Vortrag wird nach Skizzierung der nationalen und politischen Gegebenheiten im Kosovo bis in die 80er Jahre ausführlicher auf die Stufen des Kosovo-Konflikts ab 1989 bis in die Gegenwart eingegangen, Ziele und Handlungsformen der Konfliktparteien dargestellt und vor allem die allmähliche Internationalisierung des Konflikts nachgezeichnet.

 
Prof. Dr. Ludwig Steindorff: Studium 1973–1980 in Heidelberg und (ein Jahr) in Zagreb. Promotion in Heidelberg 1981. 1990 Habilitation im Fach Osteurop. Geschichte. 1991–1997 Hochschuldozent, seit 1997 apl. Professor. 1993 Gastdozent an der Universität Zagreb. 1997 Wahl-supervisor für die OSZE bei den Gemeinderatswahlen in Bosnien-Herzegowina. 1997ff. wiss. Mitarbeiter im DFG-Projekt "Bolschewistische Kirchenpolitik" am Ostkirchen-Institut der Universität Münster. 1998/1999 Lehrstuhlvertretung für Osteuropäische Geschichte an der Universität Köln.

 
Publikationen des Referenten zum Thema:


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