MAINZER UNIVERSITÄTSGESPRÄCHE

Im Rahmen des Themenschwerpunktes

Umgang mit dem Mythos

lädt das Studium generale zu folgender Veranstaltung ein:
 

Prof. Dr. Kurt Hübner (Kiel)
Mythos und Religion.
Die Botschaft von Thomas Manns Joseph-Romanen
Mittwoch, 14. April 1999, 17.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)

 
Der Vortrag befaßt sich hauptsächlich mit Thomas Manns "Höllenfahrt" betiteltem Vorwort zu diesem Werk. Zuerst wird Thomas Manns Auffassung vom mythischen Denken im Alten Testament erläutert, wobei sich zeigt, auf welch erstaunliche Weise er damit die moderne Mythos-Forschung erfaßt und zugleich deren erkenntnistheoretische Aspekte vorausgesehen hat. Dann wird auf Thomas Manns Verständnis des im eigentlichen Sinne Religiösen innerhalb des Alten Testaments eingegangen, vor allem aber auf seinen für das ganze Werk grundlegenden Gedanken, wie sich das Religiöse vom Mythischen unterscheidet und dennoch unlöslich mit ihm verbunden ist. Dieses Religiöse enthüllt sich aber, ganz im Gegensatz zur heute üblichen Thomas-Mann-Interpretation, als dasjenige des Christentums. Es gibt kaum eine anschaulichere und zugleich überzeugendere Einführung in das schwierige philosophische Thema "Mythos und Religion", mit dem sich der Referent eingehend befaßt hat, als Thomas Manns "Höllenfahrt".

Prof. Dr. Kurt Hübner, geb. 1.9.1921 in Prag. Promotion (1951) und Habilitation (1955) im Fach Philosophie in Kiel. 1961–71 o. Prof. an der TU Berlin, 1962–71 Honorarprofessor an der FU Berlin. Ab 1971 o. Prof. und später Direktor des Philosophischen Seminars an der Universität Kiel. Seit 1988 emeritiert. 1969–75 Präsident der Allgemeinen Gesellschaft für Philosophie in Deutschland, seit 1988 deren Ehrenmitglied. 1978–88 Mitglied des Comité Directeur der Féderation Internationale des Societées de Philosophie in Bern, o. Mitglied der Joachim-Jungius-Gesellschaft der Wissenschaften zu Hamburg, o. Mitglied der Académie Internationale de Philosophie des Sciences in Brüssel, Kopräsident des Zentrums zum Studium der Deutschen Philosophie an der Universität Moskau, o. Mitglied der Akademie für Humanwissenschaften in Moskau. Vorlesungen an vielen amerikanischen, europäischen und ostasiatischen Universitäten, darunter 1977 Cardinal Mercier Lectures an der Universität Leuven, 1975 Vorlesungen an der London School of Economics, 1982 Vorlesungen am Collège de France, Paris. 1987 Eröffnungsvortrag der Salzburger Festspiele.

Ehrungen: 1986 Großer Sudetendeutscher Kulturpreis. 1993 Verleihung der Humboldt-Plakette durch die Humboldt-Gesellschaft.

 
Publikationen:

"Beiträge zu Philosophie der Physik" (1963). "Kritik der wissenschaftlichen Vernunft" (vierte Aufl. 1993), übers. ins Spanische, Italienische, Englische, Japanische, Portugiesische und Russische). "Die Wahrheit des Mythos" (1986), übers. ins Italienische, Russische und Spanische. "Das Nationale. Verdrängtes, Unvermeidliches, Erstrebenswertes" (1991). "Die zweite Schöpfung. Das Wirkliche in Kunst und Musik" (1994). Über zweihundert weitere Veröffentlichungen teils selbständiger Art, teils als Beiträge in Büchern oder Zeitschriften in deutscher, englischer und französischer Sprache.

 

Nächster Vortrag in dieser Reihe:

Mittwoch, 28. April 1999, 17.15 Uhr, N 3 (Muschel)
Prof. Dr. Christoph Jamme (Lüneburg)
Mythos zwischen Sprache und Schrift


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