Seit 1990 führten die latenten Konflikte in den Ländern Zentralafrikas immer wieder zu mörderischen Auseinandersetzungen und Kriegen, deren trauriger Höhepunkt der Genozid in Ruanda ist. Keiner der Konflikte ist bislang gelöst. Im Gegenteil: seit der gewaltförmigen Offensive verschiedener Oppositionsgruppen gegen Kabila im August 1998 droht die Demokratische Republik Kongo auseinanderzubrechen und das gesamte Zwischenseengebiet mitzureißen.
Die Ursache für die vielfältigen Konflikte wird in den tiefsitzenden ethnischen Gegensätzen gesehen, die sich über Jahrhunderte zwischen den "Stämmen" aufgebaut haben. In der Tat ist die Teilung der ruandischen Gesellschaft in Hutu und Tutsi aber Ergebnis eines relativ rezenten Prozesses der Ethnogenese, welche eine Folge und nicht die Quelle des Konflikts darstellt.
Der Vortrag will diesem Prozeß in Ruanda nachgehen und erkunden, wie von unterschiedlichen Akteuren ganz unterschiedliche Versionen der Geschichte "imaginiert" wurden, wie Vergangenes zu Geschichte gemacht wurde, und wie bestimmte Akteure Ereignisse in der Vergangenheit ausgeblendet und andere betont haben.
Dr. Anna-Maria Brandstetter, Studium
der Ethnologie, Afrikanischen Philologie und Geschichte in Mainz, Promotion
1992: "Leben im Regenwald. Politik und Gesellschaft bei den Bolongo (Dem.
Republik Kongo)", seit 1992 Akademische Rätin am Institut für
Enthnologie und Afrika-Studien der Johannes Gutenberg-Universität
Mainz, Kustodin der Ethnograpischen Studiensammlung.
Ausgewählte Publikationen der
Referentin zum Thema:
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