Im Rahmen des Themenschwerpunktes

Erinnern und Vergessen

lädt das Studium generale zu folgendem Vortrag ein:
 
 
PD Dr. Gabriele Lucius-Hoene (Freiburg i.Br.)
Erinnern und Vergessen bei Hirnschädigung
Montag, 17. Mai 1999, 18.15 Uhr,
Hörsaal N 3 (Muschel)

 
Substantielle Hirnschädigungen größeren Ausmaßes verursachen bei den meisten Betroffenen bleibende Beeinträchtigungen höherer Hirnleistungen. Besonders häufig treten Gedächtnisstörungen auf, die sich in den verschiedensten amnestischen Syndromen niederschlagen können. Während die objektivierende Beschreibung der entsprechenden klinischen Ausfallserscheinungen und Leistungsdefizite Gegenstand intensiver Forschung ist, wurde der subjektiven Erlebensseite bisher sehr viel weniger Aufmerksamkeit gewidmet. Neben den Beeinträchtigungen im Alltag bringen die Gedächtnisstörungen für die Betroffenen oft erhebliche Identitätsprobleme und Selbstwertkrisen mit sich, die auf die Rolle des verläßlichen Erinnerns für Selbstvergewisserung und soziale Handlungsfähigkeit verweisen. Aus Fallschilderungen, Selbstzeugnissen und Forschungsinterviews lassen sich die vielen Facetten des Leidens am Vergessen und seine Folgen für das Lebensgefühl herausarbeiten.

 
Priv. Doz. Dr. Gabriele Lucius-Hoene, geb. 1950, Studium der Medizin und Psychologie in Mainz, Heidelberg und Freiburg. 1976–1979 Assistenzärztin an der Psychiatrischen und Neurologischen Universitätsklinik Freiburg. Seit 1979 Akad. Oberrätin an der Abteilung für Rehabilitationspsychologie des Psychologischen Instituts der Universität Freiburg. 1995 Habilitation mit dem Thema "Nicht krank und nicht gesund. Identitätskonstitution und Bewältigung in den autobiographischen Erzählungen Kriegshirnverletzter und ihrer Ehefrauen." Teilprojektleiterin im Sonderforschungsbereich 541 der Deutschen Forschungsgemeinschaft "Identitäten und Alteritäten".

Arbeitsschwerpunkte: Neuropsychologische und psychosoziale Folgen von Hirnschädigungen, Psychotherapie mit Hirngeschädigten; subjektives Krankheitserleben und Krankheitsbewältigung, Methoden der qualitativen Sozialforschung; autobiographisches Erzählen bei Krankheit und Behinderung, Biographieforschung und narrative Psychologie.

 
Veröffentlichungen der Referentin zum Thema:

 
Nächster Vortrag in dieser Reihe:

Montag, 31. Mai 1999, 18.15 Uhr, Hörsaal N 3 (Muschel)
Prof. Dr. Dr. h. c. Spiros Simitis (Frankfurt/M.)
Datenschutz als Recht auf Vergessen


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