MAINZER UNIVERSITÄTSGESPRÄCHE

Im Rahmen des Themenschwerpunktes
Nibelungen – Geschichte und Geschichten
lädt das Studium generale zu folgender Veranstaltung ein:

Dr. Eberhard Kummer (Wien) – Bariton
Dr. Margarete Springeth (Salzburg)

Ein gesungenes Heldenepos:
Das Nibelungenlied

Musikalische und gesangliche Rekonstruktion
mit wissenschaftlichem Begleitvortrag

Mittwoch, 17. Januar 2001, 17.15 Uhr
Hörsaal N 1 (Muschel)

Das mittelhochdeutsche Nibelungenlied wird heute üblicherweise als Leseliteratur stumm rezipiert oder höchstens in kleinen Ausschnitten laut vorgelesen. In Wirklichkeit handelt es sich aber um ein Beispiel der gesungenen Heldenepik, wie sie weltweit zu finden ist. Der Vortrag wird einleitend diesen Kontext kurz skizzieren; anschließend werden dann die aufgeführten Passagen aus dem Nibelungenlied, das Werk selbst und die Möglichkeiten einer heutigen Wiederaufführung kommentiert. Die Mischung aus Konzert und Vortrag soll zeigen und erklären, wie dieses bedeutendste Heldenepos des deutschsprachigen Mittelalters möglicherweise ursprünglich geklungen haben könnte. Die Aufführung stellt also eine Rekonstruktion dar, durchgeführt allerdings nach dem Kenntnisstand der heutigen Wissenschaft.

Dr. Eberhard Kummer, geb. 1940 in Krems an der Donau, ist ausgebildeter und ausübender Opern- und Konzertsänger sowie Jurist. Er lebt in Wien. – Seine Liebe gilt der Wiedererweckung historischer Musik und historischer Volksmusik (ab dem 12. Jahrhundert) aus dem bayrisch-österreichischen Kulturraum. Zahlreiche Konzerte und Tourneen, Rundfunk-, Fernseh., Video- und CD-Produktionen (Preiser Records etc.) im In- und Ausland (Europa und Übersee).

Dr. Margarete Springeth, geb. 1957 in Bozen (Südtirol) wurde mit einer Dissertation über das Nibelungenlied an der Universität Salzburg promoviert. Sie arbeitete mehrere Jahre an dem Salzburger Editionsprojekt für eine Neuausgabe der Texte und Melodien des mittelalterlichen Sängerdichters Neidhart mit. Verschiedene Veröffentlichungen zum Nibelungenlied, zur mittelalterlichen Epik, zu Neidhart sowie zur modernen Rezeption mittelalterlicher Stoffe. Wissenschaftliche Beratung bei der CD-Einspielung des Nibelungenlieds durch Eberhard Kummer.
Publikationen zum Nibelungenlied: Die Dekonstruktion des Heroischen. Überlieferungsgeschichtliche und rezeptionsästhetische Untersuchungen zum spätmittelalterlichen Nibelungenlied in Lienhart Scheubels Heldenbuch (Hs. k), 1997; (erscheint in der Reihe »Göppinger Arbeiten zur Germanistik«). – Beobachtungen zur Nibelungenrezeption in der Wiener Piaristen-Handschrift (k). In: Klaus Zatloukal (Hrsg.): Drittes Pöchlarner Heldenliedgespräch: Die Rezeption des Nibelungenliedes. Wien 1995 (Philologica Germanica 16), 173–185. – Der Attila-Mythos in der nordischen und in der deutschen Literatur. In: Mittelalterliche Mythen. Bd. I: Herrscher, Heilige und Helden. Hrsg. von Ulrich Müller und Werner Wunderlich. St. Gallen 1996, 29–46. – Nibelungenrezeption im Spätmittelalter (Hs. k): Die Veränderung des geschlechterspezifischen Rollenverhaltens in der Beziehung zwischen Krenhilt und Seyfrit an der Wende zur Neuzeit. In: Jahrbuch der Oswald-von-Wolkenstein-Gesellschaft 9 (1996/97), 425–440. – »Daz ist der Nibelunge liet«: Von der Nibelungenstrophe zum Hildebrandston – Beobachtungen zur Nibelungenliedfassung k, zur Metrik und Musik des Nibelungenliedes (zus. mit Ulrich Müller). In: Dietz-Rüdiger Moser/Marianne Sammer (Hrsg.): »Nibelungenlied« und »Klage«. Ursprung – Funktion – Bedeutung. Symposion Kloster Andechs 1995, mit Nachträgen bis 1998. München 1998 (Beibände zur Zeitschrift »Literatur in Bayern«, Bd.2), 443–465. – Das Nibelungenlied in moderner italienischer Übersetzung. In: Viertes Pöchlarner Heldenliedgespräch: Heldendichtung in Österreich – Österreich in der Heldendichtung. Hrsg. von Klaus Zatloukal. Wien 1997 (Philologica Germanica 20), 217–230. – Textvarianz und Kontextvariabilität als im-plikative Kategorien am Beispiel des Nibelungenliedes in Lienhart Scheubels Heldenbuch (Hs.k). In: Produktion und Kontext. Hrsg. von H.T.M. van Vliet. Tübingen 1999 (Beihefte zu editio, Bd. 13), 77–90.

Nächste Veranstaltung in dieser Reihe:
Dr. Günter Eifler (Mainz)
»der Nibelunge nôt«. Authentische Dichtung aus Sagenstoff
Mittwoch, 7. Februar 2001, 17.15 Uhr, N 3 (Muschel)
 


Mail an den Internetbeauftragten hier klicken Mainzer Universitätsgespräche