Der Interdisziplinäre Arbeitskreis für Drama und Theater
und das Studium generale
laden im Rahmen der Ringvorlesung

Das Theater der Anderen

zu folgendem Vortrag ein:
 

Dr. Sabine Föllinger (Mainz)
‚Fremde‘ auf der Bühne des Aischylos
Montag, 31. Januar 2000, 17.15 Uhr
Hörsaal P 5 (Philosophicum)
 

Das Thema ‚Fremde‘ ist in den Werken des griechischen Tragödiendichters Aischylos (5. Jh. v. Chr.), dem für die Entwicklung der Gattung Tragödie eine besondere Rolle zugeschrieben wird, in verschiedenen Facetten präsent. Dies gilt, natürlich, für sein Drama "Die Perser", in dem Aischylos den Sieg der Griechen über die Perser aus der Sicht der Perser, ‚der Anderen‘, der "Barbaren", darstellt. Durch welche Mittel hier die Andersheit zum Ausdruck kommt, wird der Vortrag untersuchen. Ebenso wird er auf die Frage eingehen, ob und wie eine explizite oder implizite Bewertung ‚der Anderen‘ stattfindet. Diese Frage ist deshalb von besonderem Interesse, da nach einer verbreiteten Forschungsmeinung die Geschichte der Barbarentopoi mit den Aischyleischen "Persern" beginnt.

Auch in Aischylos’ anderen Dramen wird ‚Fremde‘ thematisiert: als gegenseitige Fremdheit in Sprache, Kleidung und Sitten der aus Ägypten geflohenen Danaiden und ihres Zufluchtsortes Argos in den "Hiketiden", als Erfahrung von Fremdsein in Form von Verbannung bzw. Flucht als Handlungsmovens in dem Drama "Sieben gegen Theben" und in der "Orestie", als Frage nach dem richtigen Umgang mit dem Fremden und Anderen. Ja, wie das Beispiel "Sieben gegen Theben" zeigt, wird die Betonung der ‚Andersheit‘ als poetisches Mittel zur Abgrenzung von Griechen gegenüber feindlichen Griechen gebraucht.

Dr. Sabine Föllinger, geb. 1963, Studium der Klassischen Philologie in Freiburg, München und Rom. Erstes Staatsexamen 1991. Von 1991–1993 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Seminar für Klassische Philologie der Universität Freiburg. Promotion in Freiburg 1993. Seit Oktober 1993 wissenschaftliche Assistentin am Seminar für Klassische Philologie der Universität Mainz; Habilitationsschrift über "Mythos bei Aischylos".

Veröffentlichungen: Mündlichkeit in der Schriftlichkeit als Ausdruck wissenschaftlicher Methode bei Aristoteles, in: W. Kullmann; J. Althoff (Hrsg.), Vermittlung und Tradierung von Wissen in der griechischen Kultur (ScriptOralia 64), Tübingen 1993, 263–280; Differenz und Gleichheit. Das Geschlechterverhältnis in der Sicht griechischer Philosophen des 4.–1. Jahrhunderts v. Chr. (Hermes-Einzelschrift 74), Stuttgart 1996 (zugl.: Diss. Freiburg 1993); Aggression und Adaptation: Zur Rolle philosophischer Theorien in Arnobius’ apologetischer Argumentation, in: T. Fuhrer; M. Erler (Hrsg.), Zur Rezeption der hellenistischen Philosophie in der Spätantike, Stuttgart 1999, 13–31; verschiedene Publikationen zur antiken Biologie und Medizin.

Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Prof. Dr. Andreas Höfele (Heidelberg)
"What have we here – a man or a fish?": Animalität und Alterität bei Shakespeare
Montag, 7. Februar 2000, 17.15 Uhr, P 5 (Philosophicum)


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