Doz. Dr. Claudia Jeschke (Leipzig)
Das Fremde als Imagination authentischen
Verhaltens:
Korporale Stereotypen im romantischen
Ballett
Montag, 17. Januar 2000, 17.15 Uhr
Hörsaal P 5 (Philosophicum)
Die Tanztheaterforschung hat die choreologische Funktion des Fremden als körperlich-mimetische Praktiken und choreographische Strategien in ihren kulturgeschichtlichen Dimensionen bislang nur marginal thematisiert. Nun eignet sich die Ära des romantischen Balletts (1830–1850) wegen ihres Interesses am geographisch und anthropologisch Fremden besonders, tanztheatrale Adaptionen des Anderen zu untersuchen. An ihrem Beispiel wird deshalb der Versuch unternommen, stereotype körper- und bewegungsorientierte Definitionen des Fremden zu identifizieren und in ihren dramaturgischen und – vor allem – choreographischen Modellierungen vorzustellen und dadurch die zeittypische Umsetzung von Konzepten wie Imagination, Authentizität oder Verhalten nachzuvollziehen. Die Exposition von Nationaltänzen, exotischen Tänzen und auch Tierdarstellungen in romantischen Balletten impliziert darüberhinaus generelle Fragen, die unter der Perspektive einer offensichtlichen, pragmatischen Spektakularität die Re-Präsentation wie die Re-Konstruktion trans-tanztheatraler performativer Praktiken der Zeit betreffen.
Doz. Dr. Claudia Jeschke, Studium der Theaterwissenschaft und Germanistik in München; Lehrtätigkeit mit Tanzschwerpunkt an der LMU München, kurzzeitig an verschiedenen amerikanischen Universitäten und seit 1994 am Institut für Theaterwissenschaft der Universität Leipzig; ehrenamtliche Direktorin des Tanzarchivs Leipzig e. V.; zahlreiche Veröffentlichungen auf dem Gebiet der Bewegungsanalyse und Tanzgeschichte; Rekonstruktionen; Herausgeberin der Documenta Choreologica.
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Dr. Sabine Föllinger (Mainz)
"Fremde" auf der Bühne des Aischylos
Montag, 31. Januar 2000, 17.15 Uhr, P
5 (Philosophicum)
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