Dr. Kati Röttger (Mainz)
Orientalismus und Aufklärung:
Das andere bürgerliche Theater
des August von Kotzebue und sein Erfolg
TERMINÄNDERUNG:
Montag, 10. Januar 2000, 17.15 Uhr (statt
20. Dezember 1999)
Hörsaal P 5 (Philosophicum)
August von Kotzebue, Paria des spätaufklärerischen Bildungsbürgertums und Provokateur des Theaters als moralischer Anstalt, lockte bis spät in das 19. Jahrhundert mit unzähligen Stücken ein Massenpublikum in die Theaterhäuser.
Im Ausland verehrt, im eigenen Land als "Nestbeschmutzer" geächtet oder (bis heute) als Trivialautor ignoriert, schuf selbst ein kosmopolitischer Fremder andere Welten zwischen Exotik und Emanzipation, Aufklärung und sex and crime: ein Theater der Fremden, der outlaws, der Zwitterwesen, der Hybridität.
Gezeigt wird, wie die Überschneidung der Diskursfelder Orientalismus und Aufklärung in Stücken wie "Die Indianer in England", "Die Negersklaven", "Bruder Moritz, der Sonderling" zur Theatralisierung eines bürgerlichen Theaters führte, das die moralischen und ästhetischen Forderungen seiner Zeit unterlief und dennoch dessen aufklärerischer Tradition verpflichtet blieb.
Dr. Kati Röttger, Studium der Theaterwissenschaft, Germanistik und Philosophie an der FU Berlin. 1992 Promotion über "Das Neue Kolumbianische Theater". 1995 assoziiertes Mitglied des Graduiertenkollegs am "Instituut voor Vrouwenstudien" der Universität Utrecht (NL). 19961998 Postdoktorandin im Graduiertenkolleg "Geschlechterdifferenz & Literatur" an der Universität München. Mitbegründerin der Theater- und Mediengesellschaft Lateinamerika. Seit 1998 wissenschaftliche Assistentin am Institut für Theaterwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. DFG-Habilitationsstipendium für das Projekt "Fremdheit im Spektakel".
Jüngste Publikationen der Referentin: Theater im Schutt der Systeme. Eine Begegnung zwischen Cono Sur und Deutschland. Hrsg. mit Martin Roeder-Zerndt. Frankfurt a. M. 1997. Geschlechter/Performance Pathos Politik. Das postkoloniale Theater lateinamerikanischer Autorinnen. Hrsg. mit Heidrun Adler. Frankfurt a. M. 1998. (Spanisch: Performance, Patos, Política de los Sexos. El teatro postcolonial de autoras latinoamericanos. Frankfurt a. M./Madrid 1998.) Differenzen in der Geschlechterdifferenz/Differences within Gender Studies. Aktuelle Perspektiven der Geschlechterforschung. Hrsg. mit Heike Paul. Berlin 1999.
Außerdem zahlreiche Veröffentlichungen von Aufsätzen in deutschen und internationalen Büchern und Zeitschriften. Zuletzt: F@ust vers. 3.0: Eine Theater & Medien Geschichte. Erscheint in: Theater und Intermedialität. Hrsg. von Christopher Balme und Markus Moninger. Reihe Intervisionen. Darmstadt Juni 2000.
Nächster Vortrag in dieser Reihe:
Doz. Dr. Claudia Jeschke (Leipzig)
Das Fremde als Imagination authentischen
Verhaltens: Korporale Stereotypen im romantischen Ballett
Montag, 17. Januar 2000, 17.15 Uhr, P
5 (Philosophicum)
Mail an Internet-Beauftragten Holger Köhler | Übergeordnete Seite |