Dr. Dr. Daniel Schäfer (Köln)
"Ach Tod, mein Freund, willst Du mich
länger leben lassen..."
Todesbilder in spätmittelalterlicher
Literatur und Medizin
Montag, 29. November 1999, 18.15 Uhr,
Hörsaal N 3 (Muschel)
Transzendierung des Physischen, Fügung in das Unvermeidliche, Auflehnung gegen die personifizierte Aggression, Schub für die Sprachentwicklung, Objektivierung anhand äußerer Zeichen, Flucht vor den Betroffenen – die spätmittelalterliche Gesellschaft kennt eine Vielzahl von Reaktionen auf die täglich erfahrene Realität des Todes. "Pest, Not und schwere Plagen" trugen ebenso zu einer Diversifikation des Todesbildes bei wie technische Entwicklungen oder das abendländische Kirchenschisma um 1400.
Das sich seinerzeit explosionsartig ausbreitende volkssprachliche Schrifttum (u.a. Texte zur geistlichen Erbauung, Chroniken, Medizinische Fachprosa, Dichtung) gibt ein beredtes Zeugnis dieser Vielfalt, die mit dem Pluralismus modernen Todesbewußtseins durchaus verglichen werden kann. Darüber hinaus wirkt die sorgfältige historische Betrachtung von ethischem Konfliktpotential fruchtbar auf die gegenwärtige thanatologische Diskussion um Sterbeautonomie und Sterbebegleitung.
Dr. med. Dr. phil. Daniel Schäfer, geb. 1964, ist Arzt, Germanist und Medizinhistoriker und seit 1995 als Assistent am Institut für Geschichte und Ethik der Medizin an der Universität zu Köln tätig.
Publikationen des Referenten zum Thema:
Nächster Vortrag in dieser
Reihe:
Montag,13. Dezember 1999, 18.15 Uhr, Hörsaal
N 3 (Muschel)
HD Dr. Ansgar Franz (Mainz)
»Mitten wir im Leben sind mit
dem Tod umfangen«
Mittelalterliche, reformatorische und
moderne Erfahrungen der Präsenz des Todes
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