Stellung innerhalb des Programms des SFB 268Wie aus der zusammenfassenden Darstellung des Projektbereichs Ethnologie ersichtlich, sind die Fragestellungen des Projekts A 9, wie auch schon in der vergangenen Antragsperiode, eng mit den anderen ethnologischen Projekten vernetzt. Diese Bündelung ist gerade gegen Ende der "Lebenszeit" eines SFB sinnvoll und notwendig, um wenigstens zu einem Unterthema - hier: Siedlungsgeschichte und Strategien der Gemeinschaftsbildung - vergleichende Aussagen auf einer relativ breiten Materialbasis wagen zu können. Inhaltliche wie methodische Verbindungen bestehen insbesondere im Bereich lokaler Geschichte und Landnahmestrategien wie auch in Bezug auf die regional vergleichende Methode zum Projekt A7. Der regionale Arbeitsschschwerpunkt von Andrea Wenzek bei den Marka und Nuni befindet sich nördlich der Forschungsregion von Carola Lentz und Richard Kuba. Vorgesehen ist ein Austausch über Migrationsgeschichten, die auf die jeweils benachbarte Region verweisen. Darüber hinaus ist eine Zusammenarbeit auf dem Gebiet von trans river studies geplant, Andrea Wenzek und Carola Lentz werden den Schwarzen Volta als einschneidende Grenz- und Landmarke für Migrationen thematisieren. Mit Andreas Dafingers Forschungen ergeben sich enge methodische Zusammenhänge, wenn räumliche Verbreitungsmuster auf ihre historische Aussagekraft hin untersucht werden. Eine unmittelbare thematische Verknüpfung ergibt sich bei den Arbeitsschwerpunkten von Katja Werthmann und Andrea Wilhelmi mit dem Projekt A6. Jeweils werden rezente Migrationen in ressourcenreiche Regionen (Tschadseeregion und Südwest-Burkina Faso) untersucht, wobei in beiden Fällen sowohl Landwirtschaft (bzw. Fischfang) als auch Bodenschätze (Gold, Erdöl) sowie die Nähe zu internationalen Grenzen eine Rolle spielen. Außerdem wurden in beiden Regionen großangelegte staatliche Entwicklungsvorhaben realisiert (Bewässerungsfeldbau, Umsiedlungen). In einer projektübergreifenden Arbeitsgruppe sollen die Formen, Bedingungen und Auswirkungen dieser Migration vergleichend untersucht werden. Ein weiterer Zusammenhang ergibt sich zwischen dem Arbeitsschwerpunkt von Andrea Wilhelmi und dem linguistischen Projekt B7 hinsichtlich der Wahrnehmung von Naturraum und sozialem Umfeld durch die Fulbe. Hier ist eine Kooperation und eine gemeinsame Feldforschungsphase im Südwesten Burkina Fasos geplant. Der fachübergreifende Forschungsschwerpunkts G5 "Migration und Landnutzungskonflikte" kann nicht im gleichen Maße wie in der letzten Antragsperiode weitergeführt werden, da die Mitarbeiter aus Geographie und Botanik bald ausscheiden bzw. ihr regionales Interessengebiet verlagert haben. Die Fortführung des bisherigen Diskussions und Arbeitszusammenhangs ist dennoch im Rahmen gemeinsamer Publikationen vorgesehen. So hat sich eine fruchtbare interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den Projektmitgliedern Carola Lentz und Richard Kuba einerseits und der Botanik (HansJürgen Sturm, Projekt E2) andererseits ergeben. Dabei wurde ein neuer Ansatz für die Chronologie von Dorfgründungen entwickelt, wonach die Zusammensetzung von Kulturbaumparks als Zeugnis der Siedlungsgeschichte Aussagen über das relative Alter von Siedlungen erlaubt. Die Aussagen der mündlichen Überlieferung lassen sich dadurch teilweise bestätigen oder falsifizieren. Zur Überprüfung und Ausarbeitung der ersten Ergebnisse soll Hans-Jürgen Sturm als Wissenschaftler in Kooperation dem SFB weiterhin zur Verfügung stehen. Auch die während der letzten Antragsperiode äußerst lohnende Zusammenarbeit mit den Geographen des Projekts G5 bzw. D5 (Luftbild-auswertung, Erstellung von Karten) soll fortgeführt werden. Die bildliche Darstellung und Auswertung ethnographischen Materials soll gerade in der Endphase vertieft werden; daher ist die Einstellung einer studentischen Hilfskraft für kartographische Arbeiten in der kommenden Antragsperiode vorgesehen. Die Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Gudrun Miehe (Bayreuth, ehemaliges Projekt
B3) und ihren Mitarbeitern soll weitergeführt werden. Sie führen ein DFG-gefördertes
Forschungsprojekt zur Sprach- und Siedlungsgeschichte im westlichen Gurbereich
durch und widmen sich zur Zeit Sprachaufnahmen bei den Dyan, dem Arbeitsschwerpunkt
von Michaela Oberhofer. Besonders beim Thema Siedlungsgeschichte und ethnische
Grenzziehungen ist die Zusammenarbeit mit Linguisten unentbehrlich; der
Austausch von Wortlisten und anderem Material sowie ein kürzerer gemeinsamer
Feldaufenthalt sind vorgesehen. |
|
||||||||||||
|