Wintersemester 07/08 - Vorlesung Spanisch


Ideologie, Spiel und Konterdiskursivität: Das spanische Barockdrama (Lope de Vega, Tirso de Molina, Calderón de la Barca)

 

Bei der Bewertung des spanischen Barockdramas spaltet sich die Forschung in zwei deutlich voneinander geschiedene Lager: Sieht die an Weisbach und Maravall orientierte Philologie das Theater des siglo de oro wesentlich als propagandistische Verdoppelung herrschender Ideologie bzw. als das Organon einer neoscholastischen ,Diskurs-Renovatio‘ (Küpper) im Zeichen der Gegenreformation, so betonen neuere Arbeiten nicht nur den Aspekt theatralischer Konterdiskursivität (Nitsch), sondern auch eine ideologische Vielstimmigkeit (Xuan), die eine – eindeutige – politische Vereinnahmbarkeit deutlich überschießt.


Ziel der Vorlesung ist es, die spanische Comedia in ihren wesentlichen Gattungsausprägungen (comedia de capa y espada, Ehren- u. Bauerndrama sowie philosophischem und religiösem Theater) zu beleuchten. Meine Grundannahme, daß es sich bei der spanischen Comedia um einen Austragungsort ,sozialer Energie‘ (Greenblatt) und damit um die komplexe ,Verhandlung‘ widerstreitender Positionen handelt, werde ich anhand einläßlicher Lektüren kanonischer Stücke nachzeichnen. Dabei werden Implikate der Souveränitätslehre, des – keineswegs immer sicheren – königlichen Gewaltmonopols und der oftmals krisenhaften patria potestas ebenso zur Sprache kommen wie bevorzugterweise an der mujer varonil durchgespielte Gender-Fragen oder die besonders von Lope de Vega immer wieder betonte Ökonomisierung der Standesverhältnisse.

Wintersemester 07/08 - Hauptseminar Französisch


Folgenschwere Liebesbriefe: Rousseaus Nouvelle Héloïse und Laclos’ Liaisons dangereuses

 

Wie man aus Mme de La Fayettes Princesse de Clèves weiß, hat der Liebesbrief eine sonderbare Doppelnatur: er transportiert nicht nur Begehren, er entfacht es auch. Wer einen Liebesbrief in Händen hält, ist Objekt fremden Begehrens und damit immer schon sich selbst entfremdet. Rousseaus epochaler Briefroman Julie ou La Nouvelle Héloïse zeichnet die Fieberkurve eines solchermaßen entfachten Begehrens nach und erbringt – vorderhand – den Beweis, daß die von der Schrift entfesselte, asoziale Leidenschaft der deux amants in der vernünftigen, gleichermaßen schrift- wie leidenschaftslosen Ehe mit einem Dritten geheilt werden kann. Bei Laclos, der sich explizit auf Rousseau bezieht, verhält es sich zunächst genau umgekehrt: Am Anfang steht das rationale Paar der Libertins, am Ende ein nachgerade romantisches Liebesdrama mit der Dritten. Hier wie dort gibt es Tote, und in beiden Fällen sind die Briefe schuld.


In diesem Seminar wollen wir in genauen Textanalysen die Strategien und Verstrickungen epistolarer Liebe untersuchen. Es wird dabei neben gattungs- und epochenspezifischen Fragen um das Verhältnis der Aufklärung zu ihrem überwindbaren Anderen gehen und damit nicht zuletzt um die – durchaus problematische – Herausbildung bürgerlicher Subjektivität. Lektürebereitschaft wird vorausgesetzt.


 

Wintersemester 07/08 - Hauptseminar Spanisch


Die postkoloniale Aura des Wunderbaren: Alejo Carpentiers ,Erfindung Amerikas‘ (mit einer Reprise bei Alberto Fuguet)

 

Amerika sei nicht entdeckt sondern erfunden worden, lautet Eduardo O’Gormans einflußreiche These aus dem Jahre 1958. Amerika – schon der Name besagt es – ist das Produkt abendländischer Überschreibung. Nun ist Amerika aber nicht nur einmal, sondern gleich mehrfach erfunden worden. In diesem Seminar wollen wir uns mit der für die Außenwahrnehmung Lateinamerikas vielleicht wirkungsmächtigsten (Neu-)Erfindung auseinandersetzen: dem ,wunderbaren‘ Amerika, das Alejo Carpentier 1949 in seinem Vorwort zu El reino de este mundo kühn dem rationalistischen, von spiritueller Auszehrung gezeichneten Abendland gegenübergestellt hat. Dabei wird sich freilich zeigen, daß das vorgeblich ,authentische‘ Amerika immer schon eine literarische Konstruktion darstellt, die ihren europäischen Wurzeln eben gerade nicht entkommen kann. Neben El reino de este mundo werden wir auch Carpentiers vielleicht berühmtesten Roman, Los pasos perdidos (1953), lesen und uns schließlich einer bewußt antithetischen Neuauflage – der 1996 erschienenen Erzählung »La verdad o las consecuencias« des Chilenen Alberto Fuguet – zuwenden. Ein Interesse an postkolonialen und kulturanthropologischen Fragestellungen ist wünschenswert.

 

 

Wintersemester 07/08 - Kolloquium

 

Literaturwissenschaftliches Kolloquium

(für Magister- und Staatsexamenskandidaten)

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Frühere Veranstaltungen (Archiv)

 

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