Wintersemester 2012/13 - Vorlesung

 

Liebe im Ancien Régime: Eros und polis von Corneille bis Sade

 

Das Ancien Régime besteht in der absolutistischen Herrschaft über den souveränen Flächenstaat Frankreich. Seine theoretische Ausformung hat es in den Six livres de la république gefunden, in denen der Jurist Jean Bodin nur vier Jahre nach der Bartholomäusnacht die soluta potestas als Antidot gegen den Bürgerkrieg entwarf. In der praktischen Umsetzung bedeutet Absolutismus die Domestizierung des Adels und damit eine ,Verhöflichung‘ der noblesse d’épée, die ihren Gipfelpunkt zweifellos im Regnum Ludwigs XIV. erreicht hat. Mit dieser Konzentrierung des Adels bei Hofe geht eine neue Form der Liebe einher: Die Liebe ist nun nicht mehr die phantasmatische Fixierung auf ein sich stets entziehendes Objekt, sondern entweder pragmatische Paktbildung oder ein remedium gegen den ennui. Diese ,Erotik der Äußerlichkeit‘ erfährt im 18. Jahrhundert eine Verinnerlichung, aus der die empfindsame Schwärmerei, aber auch die bürgerliche Eheordnung hervorgehen wird. Am anderen Ende des Spektrums steht Sade, der, wenn man Michel Foucault glauben darf, die Klassifikationssucht der aufgeklärten Naturwissenschaft in eine Mechanik der Perversion überführt. Ziel der Vorlesung wird es sein, diese Fieberkurve anhand ihrer – größtenteils kanonisch gewordenen – literarischen Ausformungen nachzuzeichnen. Dabei wird es nicht zuletzt darum gehen, eros und polis aufeinander zu beziehen und die immer wieder neu verhandelten Grenzen von Intimität und Öffentlichkeit auszuloten.

 

Di 14 - 16 Uhr, P 11

 

Wintersemester 2012/13 - Hauptseminar Spanisch

 

Die spanische Bukolik der Frühen Neuzeit

 

Zwischen 1496 und 1521 verändert sich die Bedeutung dessen, was man Spanien zu nennen pflegt, in radikaler Weise. Durch die Eheschließung von Ferdinand von Aragonien und Isabel von Kastilien wird das zuvor in Feudalkönigreiche zergliederte Land zu einem Territorialstaat, der sich nach der Eroberung Granadas bis zum äußersten Süden des Kontinents erstreckt. Mit Karl kommt es zu einem folgenschweren Dynastiewechsel, durch den Spanien ab 1520 zum Kernland des Sacrum Imperiums aufsteigt, und nach der Eroberung von Tenochtitlan beginnt die Geschichte eines Kolonialreiches, in dem die Sonne niemals untergeht. Wenn Spanien unter den Habsburgern zur mächtigsten Nation Europas aufsteigt, bleibt davon die Infrastruktur des Landes und vor allem seine soziale, bürokratische wie ökonomische Verfassung nicht unberührt. Es darf daher nicht wunder nehmen, daß man sich schon bald nach Orten des Rückzugs und der Idylle sehnt. Solche Orte werden in der Bukolik ausphantasiert. Doch ist die spanische Bukolik nicht nur ein nostalgisches, sondern auch ein utopisches Genre: In unterschiedlichen Textgattungen werden hier alternative Lebensentwürfe durchgespielt, die jenseits des frühkapitalistischen Rationalismus stehen und zugleich ein Experimentierfeld für solche Formen des Sozialen eröffnen, die in den offiziellen Diskursen ausgeschlossen sind.

 

Do 12 - 14 Uhr, P 105

 

Wintersemester 2012/13 - Hauptseminar Französisch

 

Gender und Politik bei Balzac

 

Balzacs inkommensurabler Romanzyklus La Comédie humaine will Soziologie sein und als solche alle Bereiche der französischen Gesellschaft von der Revolution bis zum Ende der Julimonarchie erforschen. Diese Epoche, die nicht zufällig den Beginn der industriellen Revolution und des Börsenkapitalismus darstellt, bietet dem Individuum eine Fülle zuvor undenkbarer Möglichkeiten. Es ist eine Zeit sozialer Mobilität, in der Handwerker Aristokraten werden und Aristokraten ins soziale Nichts absinken. Eine Problemlage, um die die einzelnen Romane dabei immer wieder kreisen, ist die mit der Revolution aufgekommene Figur der Volkssouveränität und damit verbunden der soziale Stellenwert eines Volkes, das in der Realität vom politischen Meinungsbildungsprozeß nahezu völlig ausgeschlossen ist. Es muß daher nicht wunder nehmen, wenn die Figur des Verbrechers in dieser Zeit und insbesondere bei Balzac literaturfähig wird. Weniger offensichtlich und lange Zeit in der Forschung sittsam verschwiegen ist der Umstand, daß Balzac nicht nur das Verbrechen in Bezug zum Politischen setzt, sondern vor allem auch solche Formen von Gender politisiert, die für die Zeitgenossen als deviant galten: männliche und weibliche Homosexualität. In unserem Seminar wollen wir uns den Verstrickungen von Politik und Gender anhand von vier Romanen widmen: Le père Goriot (1834), La fille aux yeux d’or (1834/35), La cousine Bette (1846) und Le cousin Pons (1847).

 

Mi 12-14 Uhr, P 106

 

Wintersemester 2012/13 - Kolloquium

Gender politics, political gender


In diesem Semester wollen wir uns Theorien der Geschlechtermodellierung widmen. Dabei werden wir zunächst historische Gender-Modelle (one sex model) und deren Ausprägungen in der Literatur der Frühen Neuzeit diskutieren, um uns sodann solchen Formen von Gender zuwenden, wie sie die Aufklärung, die Moderne und die Postmoderne bestimmen. Neben einschlägigen Theoretikern wollen wir außer literarischen Texten auch Filme miteinbeziehen und so den Versuch unternehmen, Veränderungstrends ebenso wie sich durchhaltenden Problemlagen Rechnung zu tragen. Dabei werden wir immer auch nach der politischen Dimension von Gender fragen und – in nicht geringerem Maße – zugleich das politisch-allegorische Potential der jeweiligen Formationen untersuchen.

 

Mi 18 - 20 Uhr, P 11

 

 

Wintersemester 2012/13 - M.A./Graduiertenkolloquium

 

 

Vorstellung von Masterarbeiten und Dissertationen

 

1-std., verblockt, drei je fünfstündige Sitzungen. Beginn am 1. Samstag im Sommersemester (weitere Terminabsprachen erfolgen dort.), P 203

 

 

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