Winterersemester 2013/14 - Vorlesung

 

 

Escribiendo la independencia: Literatur und Nation Building im Lateinamerika des 19. Jahrhunderts

 

Es gehört zu den Paradoxien der Dekolonisation, daß es gerade der Einmarsch der napoleonischen Truppen in Spanien und die damit verbundene Absetzung Ferdinands VII im Jahre 1808 war, die den Anlaß für die lateinamerikanische Unabhängigkeit gegeben hat; denn die Revolución de Mayo, mit der sich das Vizekönigreich Río de la Plata 1810 von der Metropolis absetzt, ist vorderhand ein königstreuer Akt. Inwiefern damit aber auch das Saatgut der französischen Revolution amerikanischen Boden erreicht hat, zeigt sich vier Jahre später, als Ferdinand restauriert wird, Buenos Aires jedoch auf seiner einmal etablierten Unabhängigkeit beharrt. Der in Frankreich ausgebildete Venezolaner Simón Bolívar wird das Pendel noch deutlicher in diese Richtung ausschlagen lassen, wenn er sich bei seinem Panamerikanismus auf Napoleon beruft. Das Scheitern dieser Bestrebung ist charakteristisch für das Lateinamerika des 19. Jahrhunderts. Es bilden sich so formal unabhängige Staaten heraus, die nicht nur schnell in den Einflußkreis des englischen Empire und des erstarkten Nachbarn, der USA, geraten, sondern auch ideologisch vor dem Problem stehen, auf welche Weise sich in diesem Kräfteverhältnis Unabhängigkeit überhaupt denken läßt. Dies gilt umso mehr, als in den jungen Staaten Lateinamerikas nicht die indigenen Bevölkerungen ins Recht gesetzt werden, sondern die spanischstämmigen Criollo-Eliten an die Macht gelangen, wodurch sowohl das koloniale Hierarchiegefüge als auch die spanische Sprache dominant bleiben. Statt zu einem radikalen Neuanfang kommt es daher auch zu einer Überkreuzung je unterschiedlicher, zumeist europäischer Diskurse, die nicht zuletzt die Literatur der Unabhängigkeit und näherhin solche Texte, die man gemeinhin dem literarischen Nation Building zuschlägt, auf aporetische Weise zum Austrag bringen. Ziel der Vorlesung ist es, dieser auf den ersten Blick oft versatzstückartig anmutenden Literatur nachzugehen, ihre historische Pragmatik, aber auch ihren eigentümlichen ästhetischen Reiz zu restituieren und damit nicht zuletzt eine bis in den boom des 20. Jahrhunderts nachwirkende Schreibweise in die Postkolonialismusdebatte einzurücken.

 

Di 10 - 12 Uhr, P 204

 

Winterersemester 2013/14 - Hauptseminar Spanisch

 

                                

Die spanische Novelistik des Siglo de oro: Miguel de Cervantes und María de Zayas

 

Wenn Miguel de Cervantes im Vorwort zu seinen Novelas ejemplares behauptet, er sei der erste, der in Spanien Novellen verfasse, die nicht Übernahmen aus dem Italienischen seien, so nimmt er damit nicht nur ein hohes Maß an Originalität für sich in Anspruch, sondern weist seine Stoffe zugleich als genuin spanisch aus. Die Novellen spielen denn auch in der unmittelbaren Gegenwart: Es sind Texte über die soziale Realität eines Landes, das sich als krisenhaft erfährt. Die Figuren können daher auch selten auf vorgegebene Strukturen bauen: Sie werden in fremde Welten getragen, müssen sich verkleiden und gewinnen am Ende oftmals etwas, das sie nicht gesucht haben. Im Zentrum stehen Fragen nach der Ethnizität, der brüchig gewordenen Ständeordnung und immer wieder das, was man heute als Gender handelt. María de Zayas, die zwei Jahrzehnte später den ersten Band ihres Novellenzyklus vorlegt, folgt Cervantes in vielerlei Hinsicht: Oftmals sind ihre Novellen kunstvolle Aneignungen und Umakzentuierungen der Novelas ejemplares, vor allem aber sind sie so gut wie immer Geschichten von Frauen, wie man sie bis dato noch nicht gelesen hat: Frauen werden geschändet und ermordet, sie rächen sich eigenhändig oder sind mit allen Wassern gewaschen und spielen die Männer in eroticis aus. Zayas radikalisiert Cervantes, und wo dieser die ersten spanischen Novellen schreibt, wird Zayas zur ersten großen Schriftstellerin Spaniens. Dies hat man lange nicht sehen wollen; doch in den letzen Jahren mehren sich die Studien zu dieser schillernden Autorin, von deren Leben uns so gut wie nichts bekannt ist. Unser Seminar ist vergleichend angelegt. Ausgehend von einigen der Novelas ejemplares wollen wir Zayas’ Novellenwerk in Angriff nehmen, dessen Kühnheit uns auch heute noch gefangen nimmt.

 

Do 12 - 14 Uhr, P 6

 

Winterersemester 2013/14 - Hauptseminar Französisch

 

Die französische Komödie von Molière bis Yasmina Reza

 

Anders als die Tragödie hat die Komödie bei Aristoteles keine verbindliche Ausformulierung erfahren, und das bedeutet zunächst einmal, daß sie eine Gattung darstellt, die offen für Experimente und insbesondere für spezifisch nationale Formen des Komischen ist. Im Unterschied zu England und Spanien dominiert in Frankreich zunächst die Typenkomödie und damit eine Form, bei der die Wiederholung einer Fehlhandlung die Komik bestimmt. Es ist dies eine Komödie der Ausgrenzung und der Normsetzung, die ihrem Wesen nach den Normativen des Absolutismus verpflichtet ist. Bei Molière zeichnet sich jedoch schon in Les Précieuses ridicules eine Tendenz ab, die in der Folge prägend sein wird: Das Augenmerk auf der Sprache als eigentliche Trägersubstanz des Komischen. Dies gilt für die Autoren der Aufklärung – Marivaux und Beaumarchais – ebenso wie für das Boulevardtheater des 19. Jahrhunderts. Eric Rohmer wird in seinen filmischen Komödien hieran Anschluß suchen und vor allem die Opazität der Sprache, deren Uneindeutigkeiten und die Blindheit des sprechenden Subjekts ergründen. In unserem Seminar wollen wir diesen Parcours bis in die Gegenwart, und also zu den Filmen von Jaoui und Bacri sowie zu den Stücken von Yasmina Reza fortsetzen. Dabei wird es uns darum gehen, nach einer ersten Lektüre grundlegender theoretischer Texte die Spezifika der französischen Komödie zu ermitteln und uns die Frage nach einer – möglichen – longue durée zu stellen.  

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Mi 12-14 Uhr, P 203

 

Winterersemester 2013/14 - HS Kulturwissenschaften

Schönheit als kulturwissenschaftliche Kategorie

 

Die systematische Beschäftigung mit dem Schönen beginnt in der deutschen Aufklärung bei Kant: Schönheit sei ,interesseloses Wohlgefallen‘ und stehe damit einzig im Dienste seiner selbst: des Ästhetischen. Doch ist das so? Denkt man an die Inszenierung schöner Frauen in der Werbung, darf man das bezweifeln. Aber auch zu Beginn der (frühen) Neuzeit ist Schönheit immer noch anderweitig – und das heißt kulturspezifisch – funktionalisiert. Schönheit kann Reichtum, Güte, Keuschheit verheißen oder aber ein gefährliches, trügerisches Zeichen sein. Das Schöne kann nicht zuletzt auch das Häßliche sein – man denke an Baudelaire oder die abgründigen Phantasien der Dekadenz. In unserem Seminar wollen wir uns diesem weiten Feld aus einer vergleichenden Perspektive nähern und danach fragen, was das Schöne und mit ihr die Schönheit in je unterschiedlichen Epochen der französischen und spanischen Kulturgeschichte bedingt. Wir wollen dabei den Bogen von der älteren und jüngeren Literatur über den Film bis hin zur Werbung schlagen. Denkbar wären auch Fernsehformate nach Art von Germany’s Next Topmodel, wo mit der Schönheit ja eine ganze Reihe anderweitiger Kategorien verbunden ist und wo Schönheit nicht zuletzt als eine Instanz der Stratifikation und Gruppenzugehörigkeit dient.

 

Mi 18 - 20 Uhr, P106

 

 

Winterersemester 2013/14 - M.A./ Graduiertenkolloquium

Vorstellung von Masterarbeiten und Dissertationen

 

1-std., verblockt, drei je fünfstündige Sitzungen. Beginn am 1. Samstag im Wintersemester (weitere Terminabsprachen erfolgen dort.), P 203


 

 

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