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Mali

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 Unabhängigkeitstag  22. September 1960 (von Frankreich)
 Fläche  1.240.192 km²
 Bevölkerungszahl  14.517.176
 Amtssprache  Französisch
 Hauptstadt  Bamako
 Staatsform  semipräsidiale Republik

 

AKTUELL: Vor-Ort-Bericht vom 22. Oktober
Elena Leyh, Aline Müller
Kurz vor unserer Abreise hatten wir die Gelegenheit, mit Amadou Seydou Traoré zu sprechen. Traoré, der inzwischen über 80 Jahre alt ist, war als politischer Aktivist der damaligen US-RDA (Union Soudanaise − Rassemblement Démocratique Africain) Zeuge der Versammlung vom 22. Septembers 1960, als in den Räumen des Lycée Techniciens die Republik Mali ausgerufen wurde.
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Hintergrund

Mali feiert am 22. September 2010 das 50. Jubiläum seiner Unabhängigkeit. Während andere ehemalige französische Kolonien das Datum gewählt haben, an dem Präsident De Gaulle den Staat in die Unabhängigkeit entließ − dies wäre in Mali der 20. Juni 1960 −, wird hier der Tag gefeiert, an dem Malis erster Präsident Modibo Keita die Republik unter dem heutigen Namen ausrief. Der Name verweist auf das Königreich Mali (1240-1493), eines der großen mittelalterlichen Reiche am Niger, die die Region dominierten, bevor sie von Truppen aus dem Norden erobert wurden und in kleinere Herrschaftsgebiete zerfielen. Die Wahl dieses Namens drückt Stolz auf das historische Erbe aus, das in arabischen Quellen und in der oralen Erzähltradition erhalten blieb und v.a. von den Jeli (Griots, Preissänger) verbreitet wird. Schon in den alten Königreichen lebten die Preissänger von der Patronage durch reiche Adlige und Bürger − ein System, das sich in modifzierter Form bis heute erhalten hat.

1884 erklärte die Berliner Kongo-Konferenz das heutige Mali zur französischen Einflusssphäre, aber erst 1916, nach der militärischen Niederschlagung von massivem Widerstand, konnte sich die Kolonialmacht tatsächlich etablieren. Gut vierzig Jahre später schloss sich der Französische Sudan, das heutige Mali, der sog. Mali-Föderation mit Senegal an, die dann zwar offiziell von Frankreich unabhängig wurde, aber de facto weiterhin eng mit dem einstigen Kolonialherren kooperierte.

Politische Kontroversen, nicht zuletzt über die Haltung zu Frankreich, ließen die Föderation bald auseinanderbrechen. Der malische Präsident Modibo Keita optierte für ein sozialistisches Regime. Er orientierte sich dabei zuerst an der UdSSR, später an China und trennte alle Bande mit Frankreich. 1968 putschte sich Moussa Traoré an die Macht und errichtete eine Militärdiktatur, die zwar die Wirtschaft liberalisierte, ansonsten aber an Keitas politischem Kurs festhielt.

Der Protest, der sich Ende der 1980er Jahre lautstark gegen das Regime regte, wurde zwar blutig niedergeschlagen, doch am 26. März 1991, der heute als Märtyertag gefeiert wird, gelang es Amadou Toumani Touré, Traoré zu stürzen. 1992 wurde die bis heute gültige demokratische Verfassung eingeführt. Amadou Toumani Touré, der ehemalige Putschist, ist inzwischen gewählter Präsident der demokratischen Republik.

Anders als in vielen afrikanischen Staaten, die das Jubiläumsjahr bereits zum Wahlkampf nutzen, finden in Mali erst 2012 Wahlen statt. Das bietet die Möglichkeit, politische Einheit zu inszenieren. So gaben sich unter dem Motto der nationalen Versöhnung Oumar Hamadoun Dicko und Bocar Moussa Diarra, die Führer der konkurrierenden Parteien PSP und US-RDA, die sich seit 1946 nicht mehr an einen Tisch gesetzt haben, am 1. April 2010 die Hand. Die Jubiläumsfeierlichkeiten sollen nicht nur (partei)politische Gräben zuschütten, sondern auch helfen, die Integration der verschiedenen Ethnien und insbesondere der im Norden rebellierenden Tuareg in die malische Nation voranzutreiben. Doch die Wirtschaftskrise, die weit verbreitete Armut und die damit verbundenen gesellschaftlichen Probleme werfen einen Schatten auf die geplanten Feiern.

 
Johannes Gutenberg-Universität Mainz, 22.10.2010
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