Logo Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Flagge von Benin

Kontakt Kontakt
Maximilian Mauer
Tel +229 66044508
E-Mail

Julius Liebisch
Tel +229 66237215
E-Mail

Marie-Christin Gabriel
Tel +229 93877536
E-Mail



Vor-Ort-Berichte Vor-Ort-Berichte

Porte de non-retour in Ouidah (Link zum Bild in Originalgröße)
Foto: Nora Brandecker
"Porte de non-retour" in Ouidah


Benin

HOME

 Unabhängigkeitstag  1. August 1960 (von Frankreich)
 Fläche  112.620 km²
 Bevölkerungszahl  8.532.000
 Amtssprache  Französisch
 Hauptstadt  Porto Novo
 Staatsform  Republik

 

 

AKTUELL: Vor-Ort-Bericht und Interview vom 21. August 2010
Maximilian Mauer
Gegen Ende unserer Feldforschung ergab sich die Möglichkeit, mit dem 92-jährigen Émile Derlin Zinsou, dem ehemaligen Präsidenten Dahomeys zu sprechen. Trotz seiner relativ kurzen Amtszeit von Juli 1968 bis Dezember 1969 gehört Zinsou heute zu den meistgefragten und -geschätzten Gesprächspartnern Benins. Neben Mathieu Kérékou und Nicéphore Soglo ist er der einzige noch lebende Ex-Präsident Dahomeys bzw. Benins.
... Link 

Hintergrund

Für Beniner ist das 50. Jubiläum der Unabhängigkeit, das in diesem August gefeiert wird, ein Anlass, über die aktuelle Politik zu diskutieren und auf die Vergangenheit zurückzublicken: "2010 hat Afrika ein Rendezvous mit der Geschichte", lautet eine von zahlreichen Schlagzeilen in den aktuellen beninischen Tageszeitungen.

Das erste Jahrzehnt nach der Erlangung der Unabhängigkeit unter Präsident Hubert Maga war durch Instabilität und politische Umbrüche geprägt: Zwischen 1960 und 1970 gab es zehn Präsidentschaftswechsel, darunter fünf gelungene und drei gescheiterte Militärputsche. 1972 putschte sich wieder das Militär an die Macht und verwandelte 1974 Benin in eine marxistisch-lenistische Volksrepublik. Unter Präsident Mathieu Kérékou wurde der Staatsapparat so ausgebaut, dass in den 1980er Jahren 80% des Staatshaushalts zur Bezahlung der Angestellten benötigt wurden. Die folgende Wirtschaftskrise und gesellschaftliche Unzufriedenheit zwangen Kérékou 1989 schließlich dazu, einen Runden Tisch einzuberufen und eine Mehrparteiendemokratie einzuführen. Die neue demokratische Verfassung wurde am 28. Februar 1990 verabschiedet – ein Datum, das in diesem Jahr zum nationalen Feiertag erklärt worden ist.

Der friedliche Übergang zu einem Mehrparteiensystem machte Benin zu einem Vorbild für erfolgreiche Demokratisierung in Afrika. Auch Kérékou hielt sich an die demokratischen Spielregeln. Nachdem er 1990 noch Nicéphore Soglo unterlegen war, gewann er die Wahlen von 1996 und 2001 und trat dann freiwillig von der politischen Bühne ab. 2006 wurde er im Präsidentenamt von Boni Yayi abgelöst, dem ehemaligen Vorsitzenden der Westafrikanischen Entwicklungsbank. Boni Yayi versprach die Bekämpfung von Korruption und Misswirtschaft, doch trotz einiger Anfangserfolge werfen ihm seine Gegner inzwischen genau diese Verfehlungen vor. Sie befürchten, dass der selbsternannte Reformer seine Ziele im Geflecht von Klientelismus, Korruption und Patronagenetzwerken zu vergessen droht.

Für zwei Probleme hat allerdings bisher keine Regierung, egal unter welcher Regierungsform, eine Lösung finden können. Zwar gilt Benin heute als eines der demokratischen Musterländer Afrikas, doch ist der Umbau zu einer produktiven Volkswirtschaft bis heute nicht gelungen. Und das Land prägt seit der Kolonialzeit ein tiefgreifender Kontrast zwischen Nord und Süd. Der Süden hat von der französischen Kolonialherrschaft in vieler Hinsicht − Infrastruktur, Bildungssystem etc. − stärker profitiert als der Norden, was bis heute andauernde Entwicklungsungleichgewichte zur Folge hat. Doch regionale Rivalität ist nicht auf die Nord-Süd-Konkurrenz beschränkt, sondern prägt auch die Beziehungen zwischen der offiziellen Hauptstadt Porto-Novo und der de facto Hauptstadt Cotonou, wo die Regierung ihren Sitz hat und die meisten Ministerien angesiedelt sind. Nicht zufällig gehört der Bürgermeister von Porto-Novo einer der größeren Oppositionsparteien an.

Die zentrale Feier des Cinquantenaire wird in Porto-Novo stattfinden und für die Organisation des Fests muss das von der Regierung eingesetzte Komitee CONAMO (Comité national des manifestations officielles) mit einer vom Bürgermeister von Porto-Novo geschaffenen lokalen Kommission zusammenarbeiten. 2011 finden Präsidentschaftswahlen statt und es ist abzusehen, dass die Unabhängigkeitsfeier zur Bühne für den Wahlkampf wird.

 
Johannes Gutenberg-Universität Mainz, 26.08.2010
  Zum SeitenanfangZum Seitenanfang
Zum Inhalt der Seite springen Zur Navigation der Seite springen