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Gabun

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 Unabhängigkeitstag  17. August 1960 (von Frankreich)
 Fläche  267.667 km²
 Bevölkerungszahl  1.424.906
 Amtssprache  Französisch
 Hauptstadt  Libreville
 Staatsform  Präsidialrepublik

 

AKTUELL: Vor-Ort-Bericht vom 26.11.2010
Christine Fricke
Drei Monate nach den Jubiläumsfeiern hat sich das Leben der meisten Gabuner scheinbar wieder normalisiert und der Alltag hat sich eingeschlichen. Die Plakate mit den Präsidenten entlang der großen Boulevards sind genau wie die neuen Denkmäler in der Stadt längst Teil der alltäglichen Straßenkulisse geworden.
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Hintergrund

Wäre es nach Léon Mba, dem ersten Präsidenten Gabuns (1960−67) gegangen, dann wäre die französische Kolonie vielleicht nie unabhängig geworden. Doch nicht nur Mba, auch die politische Elite und die Bevölkerung Gabuns sahen der Unabhängigkeit mit Skepsis entgegen. Der Status als französische Überseeprovinz schien viel eher die Interessen des kleinen, aber ressourcenreichen Landes zu schützen.

Die Geschichte nahm jedoch einen anderen Verlauf: Am 17. August 1960 wurde Gabun in die Unabhängigkeit entlassen. Die enge Verbindung mit Frankreich blieb allerdings bis heute bestehen. Was also genau 2010 gefeiert werden soll, darüber besteht Uneinigkeit. Während die Einen die wirtschaftlichen Erfolge Gabuns und seine friedensstiftende Rolle in der Region loben, bemängeln die Anderen die ökonomische Abhängigkeit von Frankreich und die häufigen Interventionen des in Gabun stationierten französischen Militärs. Nach 50 Jahren Unabhängigkeit fehle Gabun, so die Kritiker, vor allem eines: Souveränität.

1960 legte die neue Elite Gabuns großen Wert auf freundschaftliche Beziehungen zu Frankreich und zu den französischen Bürgern im Land. Ehemalige Kolonialbeamte übernahmen wichtige Ämter in der neuen Regierung und Verwaltung Gabuns und Frankreich prägte weiterhin die Politik des unabhängigen Staates. Den wenigen Kritikern gegenüber argumentierte Präsident Mba, jeder Gabuner habe zwei Vaterländer: Frankreich und Gabun. Als die Kritik lauter wurde, bemühte sich der Präsident um eine "Gabonisierung" der Verwaltung. Die Beziehung zu Frankreich wurde dadurch aber nicht geschwächt: Das französische Militär verhalf Mba 1964 nach einem Putsch seiner Widersacher zurück an die Macht, wo er bis zu seinem Tod 1967 blieb.

Nachfolger und quasi Alleinherrscher für die nächsten 42 Jahre wurde Omar Bongo Ondimba. Auch er pflegte enge Beziehungen zu Frankreich. Der Fund großer Erdöl- und Uraniumreserven machte Gabun zum Herzstück des sog. Françafrique und zu einem der reichsten Länder Afrikas. Doch mit zunehmenden Reichtumsunterschieden wuchsen auch die internen Konflikte und das französische Militär musste dem Regime immer wieder zu Hilfe eilen, während die Opposition ins Exil ging. Trotzdem gelang es Omar Bongo, sich als spiritueller Führer und Vater der Nation darzustellen, und sein Tod im Juni 2009 hinterließ auch ein symbolisches Vakuum. Vor diesem Hintergrund und der umstrittenen Nachfolge Ali Ben Bongos, Sohn des verstorbenen Präsidenten, kommt dem Jubiläum 2010 besondere Bedeutung zu. Es ist kathartischer, aber auch kontroverser Moment kollektiver Erinnerung, gesellschaftlicher Integration und politischer Legitimation. Wohl auch deshalb wurden die offiziellen Feierlichkeiten, entgegen der ursprünglichen Planung, in die Hauptstadt verlegt und mit rund 48 Mio. Euro ausgestattet.

Auch wenn Ali Bongo ein gerechteres Gabun schaffen möchte: Die Beziehung zu Frankreich soll sich nicht ändern. Dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy und dem Organisator des Afrika-Jahres in Frankreich, Jaques Toubon, versicherte Bongo seine Treue: Im Mittelpunkt der Unabhängigkeitsfeier stehe v.a. die langjährige Freundschaft zwischen Gabun und Frankreich, von den ersten Kolonialverträgen 1839 über das gemeinsame Schicksal während des Zweiten Weltkriegs bis zur heutigen ökonomischen Partnerschaft. Während die gemeinsame Zukunft bereits durch ein neues Militärabkommen abgesichert ist, soll nun aber erstmal gefeiert werden – nicht allein in Libreville, sondern auch am 14. Juli in Paris, wo eine gabunische Delegation am französischen Nationalfeiertag teilnehmen will.

 
Johannes Gutenberg-Universität Mainz, 30.11.2010
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