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zum Haupteintrag zum 1. August
Das im Fünf-Minuten-Takt geplante Programm für den 1. August 2010 sah für 9:35 Uhr vor, dass Präsident Boni Yayi am Kriegerdenkmal, dem monument aux morts, einen Kranz zum Gedenken an die gefallenen Freiheitskämpfer niederlegt. Zusammen mit einer Handvoll Journalisten fanden wir uns rechtzeitig um 9 Uhr am Platz der Republik ein, um gemeinsam mit einer kleinen Militärkapelle und einigen Offizieren auf die Ankunft des Präsidenten zu warten.
Plötzlich war eine erste Regung in der Menge zu spüren und wir blickten gespannt auf die Straße: Es war jedoch nicht der Präsident, sondern Moukaram Océni, der Bürgermeister Porto-Novos, der pünktlich um 9:30 Uhr gemeinsam mit dem Präfekten eintraf. Während sämtliche Offizielle einen Anzug trugen, hatte sich Océni, wie auch schon am Vortag, in einen traditionellen boubou gekleidet, den weiten, ärmellosen, langen Umhang, den viele westafrikanische Männer und insbesondere Muslime gern tragen. Vermutlich hatte Océni diese Kleidung ganz bewusst gewählt, um sich von den anderen Offiziellen zu unterscheiden. Leider konnten wir die Delegation aus dem Bürgermeisteramt Porto-Novos nur aus einiger Entfernung betrachten, denn sie blieb im Schatten der Bäume auf der anderen Straßenseite stehen und wartete. Die Wartezeit schienen einige für ein Vormittagsschläfchen zu nutzen, andere, um sich gute Plätze zu sichern. Für uns bot sich die Gelegenheit, das Umfeld zu betrachten. Dabei entging uns nicht, dass Océni immer unruhiger wurde, heftig gestikulierte und schließlich ins angrenzende Verwaltungsgebäude des Parlaments, der Assemblée nationale, verschwand. Offenbar war er über die zeitliche Verzögerung verärgert.
Etwa eine Stunde später erweckte das Heulen von Sirenen jeden aus seiner Wartestarre. Doch auch diesmal war es nicht der Präsident, der eintraf, sondern seine persönliche Beraterin. Der Bürgermeister kam aus dem Gebäude, blieb allerdings im abgezäunten Bereich des Verwaltungsgrundstücks stehen, so dass sie einander durch den Zaun hindurch begrüßten, woraufhin Océni auch gleich wieder im Gebäudeinneren verschwand. Der Ablauf der Zeremonie wurde anscheinend nochmals besprochen; zwei Polizistinnen probten ein letztes Mal ihre Schrittabfolge. Auch die Militärkapelle machte sich bereit und alle verharrten erneut in aufgeregter Spannung – der Präsident musste jeden Moment eintreffen.
Doch eine weitere Stunde verging, bis wir uns erneut beim Ertönen der Sirenen in Position begaben. Die große Eskorte ließ keinen Zweifel mehr: Diesmal war es tatsächlich Präsident Boni Yayi! Nachdem ein paar Sicherheitsbeauftragte aus dem Auto gesprungen waren, trat der Präsident im schwarzen Anzug, gefolgt von der First Lady in einem gelben Kostüm, auf die Straße. Er begrüßte Bürgermeister Océni und den Präfekten, die auf den Bürgersteig hinausgekommen waren, ihm ein paar Schritte folgten, dann aber abrupt kehrtmachten, um schon zum Defilée aufzubrechen. Anscheinend hatten ihnen die zweieinhalb Stunden, die sie mit Warten verbracht hatten, zugesetzt. Wir anderen Wartenden hingegen waren angesichts des imposanten Moments sogleich versöhnt: Während die Musikkapelle spielte, schritt Yayi mit seiner Ehefrau feierlich und zum Greifen nahe den roten Teppich entlang. Die zwei Polizistinnen kamen ihm mit ihren eingeübten Schritten entgegen und zu dritt legten sie dann den Kranz vor dem Denkmal ab, woraufhin die Polizistinnen zur Seite traten. Nun standen der Präsident und die First Lady mit ernsten Mienen vor dem Monument, hinter ihnen hatten sich die Offiziere aufgestellt.
Als das Musikstück endete, folgte eine Schweigeminute, und schließlich verbeugten sich Yayi und seine Ehefrau. Nun war es am Präsidenten, die Flamme der Unabhängigkeit am Denkmal zu entzünden. Dazu hob er mit Unterstützung zweier Sicherheitsbeamter einen überdimensionalen Wattebausch an die angebrachten Vorrichtungen, woraufhin drei kleine Flammen entbrannten. Yayi verbeugte sich nochmals und schritt auf dem roten Teppich zurück.
Nun löste sich alles sehr schnell auf. Nachdem die offiziellen Gäste ins Auto gestiegen waren und die Fotografen die letzten Bilder geschossen hatten, begaben sich alle auf schnellstem Weg Richtung Ouando-Hounsa. Hier sollte nun die Parade, die eigentlich für 10:45 Uhr angesetzt war, beginnen. Für uns erwies sich die Bekanntschaft mit einem Journalisten, die wir während des Wartens schließen konnten, als sehr vorteilhaft. Er nahm uns nämlich freundlicherweise in seinem Auto, das als Teil der offiziellen Kolonne gekennzeichnet war, mit in Richtung Ouando-Hounsa ...>