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Das Cinquantenaire des Militärs in Bamenda

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Eintrag vom 1. Dezember 2010
veröffentlicht am 6. Dezember 2010
Kathrin Tiewa

 

Zunächst war offiziell verkündet worden, dass das Militär seinen 50. Jahrestag am 29. und 30. November 2010 in Bamenda begehen sollte - mit einem Jahr Verspätung, denn das eigentliche Cinquantenaire war schon am 11. November 2009. Doch dann wurde dies Zeitungsberichten zufolge kurz darauf schon wieder dementiert. Jedenfalls sollte Präsident Paul Biya als Staatsoberhaupt, Regierungschef und Oberhaupt des kamerunischen Militärs persönlich bei diesem Großereignis anwesend sein.

Im Rahmen der Vorbereitungen reiste Verteidigungsminister Edgar Alain Mebe Ngo'o mehrfach nach Bamenda, um sich persönlich von den infrastrukturellen und sicherheitstechnischen Fortschritten und Investitionen vor Ort ein Bild zu machen. Seit dem 16. November schon (so Le Popoli vom 15.11.2010 und Le Messager vom 15.11.2010) leben die Einwohner Bamendas im Ausnahmezustand. 7.500 Militärkommandos seien in der Stadt stationiert worden, um die Sicherheit und den reibungslosen Verlauf des Ereignisses zu garantieren. Sie kontrollierten nicht nur innerhalb Bamendas das öffentliche Leben, sondern in verschärftem Maße auch Besucher der Stadt und die Einwohner der benachbarten Dörfer. Der Zeitung Popoli zufolge (ibid.) haben Taxifahrer bereits angekündigt, ihre Wagen am Tag des Festes stehenzulassen, um jeglichen militärischen Kontakt zu vermeiden.

Kaum eine Woche später nun schrieben die Zeitungen Mutations (22.11.2010), Le Messager (22.11.2010) und L'Indépendant (22.11.2010), dass die Feierlichkeiten verschoben werden. Der Grund hierfür sei eine Einladung der Zentralafrikanischen Republik, einem östlichen Nachbarstaat Kameruns, an Präsident Paul Biya, das Cinquantenaire der Unabhängigkeit in der Hauptstadt Bangui mit dem dortigen Präsidenten Francois Bozizé zu feiern. Letzterer sei auch bei den Feierlichkeiten zur kamerunischen Unabhängigkeit im Mai persönlich in Yaoundé anwesend gewesen. Gleichzeitig wurden erhebliche Sicherheitsmängel in Bamenda eingeräumt. Den Zeitungsberichten zufolge (ibid.) sei es Anti-Biya-Bewegungen gelungen, in der Nacht vom 18. zum 19. November 2010 eine Kampagne gegen Biya und seine Regierung mit Hilfe von Flyern in der Stadt zu führen.

Wie bereits zu Beginn der Renovierungsarbeiten in Bamenda beschweren sich die Bürger der Stadt weiterhin, dass sie von der Regierung vernachlässigt werden und ihnen falsche Tatsachen vorgespiegelt würden ("hypocrisie"). Seit über 20 Jahren habe man zusehen müssen, wie die Stadt immer mehr heruntergekommen sei. Erst mit der Nachricht, dass der Präsident selbst anreisen werde, seien Neuerungsarbeiten vorgenommen worden. Kritik wird auch am weiterhin unbekannten Budget für die Veranstaltung geäußert. Die Uniformen und die Ausrüstung der Militärs, die aus anderen Regionen nach Bamenda gereist seien, seien in einem skandalösen Zustand.

Neuesten (unbestätigten) Informationen zufolge sind die Feierlichkeiten zum Cinquantenaire des Militärs nun abermals verschoben worden. Zeitungen wiederholen seit Tagen dieselben Informationen; auch der staatliche Fernsehsender CRTV hält sich mit neuen Informationen zum Datum und zu weiteren Details der Veranstaltung zurück. Außer Berichten über den Fortschritt der Vorbereitungen sickern keine neuen Informationen durch. Einem meiner Informanten vor Ort zufolge wird das Ereignis auf Plakaten und Bannern ausschließlich in Bamenda, auf der "Commercial Avenue", dem vorgesehenen Austragungsort, für den 7. und 8. Dezember beworben. Die Gründe für diese Verzögerung sind jedoch unklar. Der Gouverneur der Nord-West Provinz, deren Hauptstadt Bamenda ist, sei jedenfalls, so heißt es, bereit für die Durchführung des Ereignisses.

Fraglich ist weiterhin, warum Präsident Biya am 6. November 2010 (dieser Tag gilt inoffiziell in den Ministerien als zweiter Nationalfeiertag des Landes), dem 28. Jahrestag seiner Amtsübernahme, bei den Feierlichkeiten zu diesem Anlass fehlte. Doch obwohl er unsichtbar und abwesend zu sein scheint, beginnt die Kampagne für die Wahlen im kommenden Jahr, auf Hochtouren zu laufen. Im Fernsehen werden vor allem die jungen Menschen aufgefordert, zur Wahl zu gehen - erste Schritte also, um der Wahlverdrossenheit entgegenzuwirken. Die Oppositionsparteien beschwerten sich daraufhin über die kamerunische Wahlkommission ELECAM: Sie agiere im Interesse der Regierungspartei RDPC. Die Opposition ist allerdings gespalten. Die Führung der beiden mächtigsten Oppositionsparteien SDF (Social Democratic Front) und UPC (Union des Populations Camerounaises) fällt auseinander, und mit den Anführern verlassen weitere Abgeordnete die Parteien, was letztlich die Regierungspartei stärkt. Wie es mit dem Cinquantenaire des Militärs weitergeht, bleibt abzuwarten.

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Johannes Gutenberg-Universität Mainz, 06.12.2010
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