Wintersemester 2019/20 - Vorlesung

Etappen lateinamerikanischer Lyrik: Vom Vizekönigreich bis in die Moderne

Vom Vizekönigreich bis in die Moderne Der Beginn der lateinamerikanischen Literatur ist epischer Natur: Es sind die großen Eroberungsschilderungen von Columbus und Cortés, die erstmals Amerika in den Diskurs des Abendlandes einrücken. Die Lyrik, wie sie im Vizekönigreich von Mexiko unter der Feder von Sor Juana Inés de la Cruz einen ersten, nachgerade unerhörten Höhepunkt erreicht, geht hier den umgekehrten Weg: Nicht Amerika wird erschrieben, sondern die Dichtungskonventionen der Alten Welt werden importiert. Die damit verbundene Problematik, welche denn die Amerika angemessene lyrische Sprache sei, wird freilich erst nach der Independencia virulent, da nun ja auch die spanische Tradition nicht mehr zuhanden ist. Während sich die europäische Romantik also auf das eigene kulturelle Legat – etwa die mittelalterliche Tradition – rückbesinnen kann, müssen die Dichter der Unabhängigkeit ihren Blick auf das Andere richten; denn eine Rückkehr zur autochthonen Tradition – der Kultur der indios – ist für die weißen Kreolen kein gangbarer Weg. So kommt es auch, daß die Lyrik von der Romantik bis zum modernismo in je unterschiedlicher Ausrichtung von Anleihen bei den ,fortschrittlichen‘ Engländern und Franzosen lebt. Es wäre aber dennoch falsch, diese Lyrik nur als Abklatsch zu werten. Ebenso wie sich Sor Juana den europäischen Petrarkismus auf originelle Weise aneignet, nutzen die Dichter der Romantik und des modernismo ihre Vorlagen zu einer Herausbildung spezifisch lateinamerikanischer Lyrik. Diese Lyrik ist nicht nur ihrem Wesen nach hybrid, sie ist sich dieser grundlegenden Hybridität auch bewußt – auch wenn sie, wie im Falle Echeverrías im Zeichen eines Homogenisierungsprojektes steht, in dem gerade die indios keinen Platz mehr haben werden. Der Aufwertung des Autochthonen werden sich erst die Avantgarden verschreiben. Im Zuge der mexikanischen Revolution und der in Frankreich begründeten Altamerikanistik rückt das indigene Legat zu einem prestigiösen Identitätsmerkmal Lateinamerikas auf, und so setzt die Lyrik des 20. Jahrhunderts – allen voran Octavio Paz – denn auch jenes ,wilde Denken‘ in sein Recht, das die kulturellen Eliten Lateinamerikas für vierhundert Jahre als ihr radikales Anderes betrachtet haben.

Di 12 - 14 Uhr, Raum 01 105 H57 Forum

 

Wintersemester 2019/20 - Hauptseminar Französisch

Marcel Proust: À la recherche du temps perdu (II)

Gern wird Marcel Prousts Recherche als die euphorische Wiedererlangung der Vergangenheit gelesen. Doch das, was sich so ostentativ als unbeschwertes Glück darbieten will, ist von Anfang an von seinem Anderen durchkreuzt. Spätestens ab Sodome et Gomorrhe wird dieses Andere dominant: Nichts ist so, wie es scheint, alles wird ungewiß. So erweist sich denn auch die zweite Hälfte der Recherche als ein, wie es Paul de Man bezeichnet hat, „narrative of pure suspicion“: Der Erzähler ist besessen von seiner Liebe zu Albertine, doch verlustiert sich hinter seinem Rücken offenbar vorzugsweise mit Frauen. Überhaupt nimmt das Moment der Homosexualität – die sog. Inversion – nun großen Raum ein und wird zum Indikator eines sozialen Wandels, an dessen Ende mit dem ersten Weltkrieg auch die unwiderrufliche Zerstörung jener Welt steht, die der Erzähler zu Anfang noch nostalgisch beschworen hat.

Mi 12 - 14 Uhr, Raum GFG 02-709

 

Wintersemester 2019/20 - Hauptseminar Kulturwissenschaften Französisch / Spanisch

Mythos und Bedeutung

Mythen erzählen etwas, für das es noch keine feste Ideologie gibt. Sie haben etwas Vorläufiges, Unabgeschlossenes und Unabschließbares. Eben deshalb sind sie so produktiv, denn sie stellen, wie H. Blumenberg bemerkt, einen Umweg um die jeweils vorherrschenden verbindlichen Diskurse dar. Doch was erzählen Mythen, wenn sie doch nicht bezeichnen können, was sie sagen? Warum lieben wir sie offenbar so sehr, daß wir immer wieder auf sie zurückgreifen? Was haben Mythen mit Intertextualität, was mit Psychoanalyse zu tun? Und vor allem: In welchem Verhältnis stehen die Mythen unseres Alltags mit dem kanonisch gewordenen Arsenal klassischer Mythologie?

Mi 18 - 20 Uhr, P 207

 

Wintersemester 2019/20 - M.A./ Graduiertenkolloquium

Vorstellung von Masterarbeiten und Dissertationen

1-std., verblockt, drei je fünfstündige Sitzungen. Sa 11 - 17 Uhr

 


 

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