Wintersemester 2020/21 - Vorlesung

Von der Romantik zum Realismus: Die spanische Literatur im 19. Jahrhundert

Das 19. Jahrhundert ist für Spanien das schwärzeste seiner Geschichte: Als Antwort auf den Einmarsch der Napoleonischen Truppen treten die überseeischen Kolonien ab 1809 den Weg in die Unabhängigkeit an, was zur Folge hat, daß in den 1830er Jahren von dem einstmals riesigen Kolonialreich nur noch wenige Besitzungen übriggeblieben sind. Der Unabhängigkeitskrieg überzieht das Land mit den durch Goya sprichwörtlich gewordenen desastres de la guerra, und auch nach der Restauration Ferdinands VII. kommt das Land nicht zur Ruhe, da dieser zwischen Absolutismus und Konstitutionalismus taktierende Monarch das Land in progressive und reaktionäre Kräfte spaltet, die sich noch lange, bis in den Bürgerkrieg von 1936 hinein, feindselig gegenüber stehen werden. Literarisch beginnt das 19. Jahrhundert im Zeichen der Romantik. In der Romantik erfindet sich Spanien jedoch nicht als Nation, so wie dies etwa in Deutschland der Fall ist, sondern muß sich als Schwundstufe neu definieren. Die Literatur stellt hier eine komplexe Verhandlung zwischen Tradition und Moderne dar, der insofern ein dezentrierendes Moment innewohnt, als sie gerade keinen dominanten Leitdiskurs herausbildet, in dem sich die ideologischen und ästhetischen Debatten beruhigen könnten. Dieser Bewegung wollen wir in der Vorlesung an größtenteils kanonischen Texten nachgehen. Dabei wird sich zeigen, wie wenig das Spanien des 19. Jahrhunderts mit jenen orientalistischen Projektionen zu begreifen ist, wie sie etwa die zeitgenössische französische Wahrnehmung des Landes bestimmt.

 

 

Wintersemester 2020/21 - Hauptseminar Französisch

Racine und die Tragik des Absolutismus

Der internationale Erfolg der Fernsehserie Versailles (2015-18) zeugt von einem beträchtlichen Interesse an der Welt des Sonnenkönigs, die uns heute so fremd und deshalb vielleicht auch so faszinierend erscheint. In unserem Seminar wollen wir uns den Tragödien von Jean Racine (1639-1699) widmen, der seine letzten beiden Lebensjahrzehnte als Hofhistoriograph Ludwigs XIV. in Versailles verbrachte und engen Umgang mit seinem König pflegte, bevor er schließlich in Ungnade fiel. Letzteres ist deshalb erwähnenswert, weil Racine, der das Theater für sein Hofamt aufgeben mußte, seinen tragischen Helden darin ähnlich wird, daß er etwas ausspricht, was hätte ungesagt bleiben müssen. Hinzu kommt, daß Racine nicht erst als Hofmann seinen König begleitet. Die meisten seiner Stücke lassen sich vielmehr als Reflexionen über die unbegrenzte Macht des Souveräns lesen, und so ist es vielleicht kein Zufall, wenn sich der Hofmann Racine am Ende in jenem gefährlichen Labyrinth verirrt, in dem auch seine dramatischen Personen vor ihm untergingen. Wir wollen uns in diesem Zusammenhang vier Stücke näher ansehen: Britannicus (1669) und Bajazet (1672) entstammen Racines aktiver Zeit als Dramatiker: Sie sind Reflexionen aus der Ferne. Esther (1689) und Athalie (1691) hat Racine für das Mädchenpensionat von Saint-Cyr auf ausdrücklichen Wunsch von Mme de Maintenon geschrieben und dabei, wenn man genau hinsieht, nicht zuletzt seinen persönlichen Konflikt bei Hofe zum Thema gemacht.

 

 

 Wintersemester 2020/21 - Hauptseminar Spanisch

 Jorge Luis Borges

  Vielen gilt Borges als ein Begründer der postmodernen Literatur. Dafür spricht einiges, denkt man an seine imaginären Bibliotheken, die Labyrinthe, sonderbaren Zeitstrukturen sowie an die von ihm besprochenen Autoren apokrypher Werke, die es ihrerseits nur in der Fiktion gibt. Doch sollte man dabei nicht vergessen, daß Borges trotz allem ein argentinischer Autor ist, dessen Werk ohne das literarische Milieu von Buenos Aires und dessen Avantgarden nicht zu denken wäre. Wir wollen in unserem Seminar daher beide Seiten beleuchten und dem internationalen sowie dem regionalen Autor Rechnung tragen. Dabei werden sich im Idealfall Parallellektüren oder Doppelbelichtungen ergeben, in denen ein und derselbe Text in beide Richtungen weist. Spiegel und Hologramme hat Borges ohnehin gemocht. Textgrundlage sind die beiden Erzählbände Ficciones (1944) und El Aleph (1949/52).

 

 

Wintersemester 2020/21 - Hauptseminar Kulturwissenschaften Französisch / Spanisch

Lachkulturen

In diesem Semester wollen wir uns den diversen Theorien des Komischen und dessen Ausprägungen in der Romania widmen. Dabei werden wir neben kanonischen Texten der Dramenliteratur, der Satire und des Romans auch die kleinen Gattungen in Betracht ziehen und – wie immer in diesem Format – mit dem Film abgleichen. Lubitschs Komödien haben uns also ebenso zu interessieren wie Lope de Vega, Molière, Marivaux oder das absurde Theater. Es wird uns dabei nicht zuletzt darum gehen, die Form selbst auf ihre mögliche Ideologizität hin zu befragen und also zu untersuchen, was das Komische in seinem jeweiligen sozialen Kontext zu leisten hat. Uns soll dabei interessieren, inwiefern das Komische soziale Widersprüche einerseits aufscheinen läßt, sie jedoch andererseits in der Form selbst bewältigt bzw. stillstellt. Eine gute Vorbereitung aus heutiger Sicht wäre hier beispielsweise Qu'est-ce qu'on a fait au bon Dieu von Philippe de Chauveron aus dem Jahre 2017.

 

 

 

Wintersemester 2020/21 - M.A./ Graduiertenkolloquium

Vorstellung von Masterarbeiten und Dissertationen

1-std., verblockt, die Termine werden noch bekannt gegeben

 


 

Weiterführende Links



Frühere Veranstaltungen (Archiv)

 WS19/20

SS19

WS 18/19

SS18

WS 17/18

SS17

WS 16/17

SS16

WS 15/16

SS15

WS 14/15

SS14

WS 13/14

SS13

WS 12/13

SS12

WS 11/12

SS11

WS 10/11

SS10

WS 09/10

SS 09
WS 08/09
SS 08
WS 07/08